Wie der Commons-Blog meldet, wurden während der ersten Commons-Sommerschule (im Juni 2012 in Bechstedt/Thüringen) aus den Ostromschen Designprinzipien für erfolgreiches Commons-Management acht Orientierungspunkte für das Commoning entwickelt. Die auf dem Commons-Blog auf deutsch und englisch wiedergegebenen O-Punkte sind der Commons-Expertin Silke Helfrich zufolge „relativ stabil“. Änderungsvorschläge seien aber „gleichwohl jederzeit willkommen!“ Nun, denn:
Gestaltungsprinzipien für das Commoning (ich würde das mit „gemeinsam zu verantwortendes Sichern und Erweitern der Existenz- bzw. Bereicherungsbedingungen“ umschreiben) sind natürlich höchst spannend.
Inwieweit nun kann ich mir die darin enthaltenen Erkenntnisse, Bedürfnisse usw. zu eigen machen? Habe die acht O-Punkte zunächst aufgegriffen und die darin enthaltenen Gedanken in eigene Worte bzw. Gedanken gefasst. Das mag als Verbesserungsvorschläge verstanden werden und zur gemeinsamen Weiterentwicklung anregen. Man kann es auch einfach nur als einen ökohumanistisch bzw. -kommunistisch inspirierten Zwischenruf sehen.
In einem zweiten Schritt werde ich mir die entsprechenden acht Designprinzipien für erfolgreiches Commons-Management von Elenor Estrom ansehen und danach schauen, inwiefern die Intentionen des „Originals“ am Ende der „stillen Post“ noch enthalten sind, und was mir sonst noch dazu einfällt.
Acht Orientierungspunkte für das Commoning
Elinor Ostrom und andere haben Designprinzipien für die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen formuliert. Sie sind die Essenz unzähliger Feldstudien. Sie wurden aus einer wissenschaftlichen Perspektive verfasst und bleiben für die Commons-Bewegung von großer Bedeutung.
Unsere Perspektive ist die der aktiven Commoners, der Menschen, die Commons machen. Uns geht es weniger um Institutionen, sondern um Räume der Gemeinschaftlichkeit und Kooperation, die wir uns schaffen. An den Ressourcen interessiert uns weniger ihre Beschaffenheit, sondern wie wir sie erhalten und nutzen können. Wir beziehen uns folglich sowohl auf materielle wie nicht-materielle Ressourcen, auf traditionelle wie neue Commons.
Ostroms Designprinzipien sind für uns ein Muster für die Entwicklung der folgenden Orientierungspunkte. Wir hoffen, dass sie Anregungen für Commoners sind, die eigene Praxis zu reflektieren.
Commons existieren nicht in einer heilen Welt, sondern in einer commons-unfreundlichen Umgebung. Es ist daher wichtig, dass Commoners sich bewusst sind, welchen Schatz sie in den Händen halten, um ihn bewahren und entfalten zu können.
Die Teilnehmer/innen der Commons-Summerschool:
Unsere Perspektive ist die der aktiven Commoners, der Menschen, die Commons machen.
Mit Perspektiven scheint erst einmal der Binnenblick auf die Gegenwart „aktiver Commoners“ gemeint zu sei. ImBlick ist also der bereits existierende Bereich, der ausgeleuchtet bzw. an dem gearbeitet werden soll. Nicht unbedingt, welche weitergehende gesellschaftliche Zukunftsperspektiven sich damit evt. verbinden ließen – außer vielleicht der Vorstellung, dass sich dieser Bereich immer weiter ausdehnen könnte bzw.sollte . Das ist ok und natürlich auch für Menschen äußerst interessant, die in Richtung eines weltgemeinschaftlichen (ökokommunistischen) Nachhaltigkeitsmanagements denken, und also Prozesse der Vergemeinschaftung im Blick haben, wie sie sich auch innerhalb des kapitalistischen Warensinns abspielen. Und sich einen Kopf machen, wie am Ende auch die ganz großen Player eingemeindet werden könnten.
1. Als Commoner ist mir klar, um welche Ressourcen ich mich kümmere und mit wem ich das tue. Commons-Ressourcen sind das, was wir gemeinsam herstellen, was der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt wurde oder was wir als Gaben der Natur erhalten.
Nagut, ist relativ stabil 🙂 Ich möchte nichts umstürtzen. Mir würde die folgende Bestimmung aber NOCH besser gefallen:
1.) Commoner kennen und achten die vielfältigen Bedeutungen, die die Ressourcen für Mensch und Natur haben, deren Nutzen, Pflege und Erhalt sie gemeinsam verantworten.
2. Wir nutzen die Commons-Ressourcen, die wir schöpfen, pflegen und erhalten. Wir verwenden die Mittel (Zeit, Raum, Technik und Menge der Ressource), die jeweils verfügbar sind. Als Commoner habe ich das Gefühl, dass mein Beitrag und mein Nutzen in einem fairen Verhältnis stehen.
Nichts mehr verfügbar machen wollen müsste in meinen Augen Stagnation und Fäulnis bedeuten.
Im Hinblick auf meinePerspektiven vielleicht besser:
2.) Commoner eint die gemeinsame Sorge um ein gutes Leben aller, dessen größte Stärke es ist, die Regenerationsbedürfnisse der Menschen und ihrer Umwelt erkennen und respektieren zu können Commoning zielt auf die Möglichkeit sozialer Verantwortung für die Wirkungen und Voraussetzungen des (Mit-)Tun und damit auch auf die Nachhaltigkeit des Vermögens, dessen Früchte zu genießen.
3. Wir treffen und verändern unsere eigenen Vereinbarungen. Jeder Commoner kann sich daran beteiligen. Unsere Vereinbarungen dienen dazu, jene Commons-Ressourcen zu schöpfen, zu pflegen und zu erhalten, die wir brauchen, um unsere Bedürfnisse zu befriedigen.
Ohweh, da sind sie wieder: DIE Bedürfnisse! Sollten die kein Gegenstand des Commoning sein? Oder werden?
3.) Commoner sind gleichermaßen berechtigt, die Ziele des Engagements sowie die Mittel und Wege, sie zu erreichen entsprechen der eigener Möglichkeiten und Bedürfnisse mitzubestimmen. Commoning heißt stets auch Stärkung der Freiheit, die eigenen Bedürfnisse und Fähigkeiten selbstbewusst mit denen der anderen abstimmen und im Hinblick auf gemeinsame Ziele modifizieren zu können.
4. Wir achten selbst darauf oder beauftragen jemanden, dem wir vertrauen, dass die Vereinbarungen eingehalten werden. Wir überprüfen, ob die Vereinbarungen ihren Zweck erfüllen.
4.) Commoner sind gleichermaßen berechtigt, die Einhaltung und Weiterentwicklung der Vereinbarungen, auf deren Grundlage die gemeinsamen Vorhaben realisiert werden mittels gemeinsam als vernünftig erkannter Prozeduren mitzugestalten. Commoning heißt stets auch Ausbau der Möglichkeiten zur kollektiven Selbstkontrolle.
5. Wir verabreden, wie wir mit Missachtung von Vereinbarungen umgehen. Wir entscheiden, ob und welche Sanktionen erforderlich sind, je nach dem, in welchem Kontext und Ausmaß die Vereinbarung missachtet wurde.
5.) Commoner sind gleichermaßen berechtigt, im Rahmen der verabredeten Prozeduren und Standards (etwa im Hinblick auf basale Menschenrechte) über die Anwendung der Sanktionen und Anreize mitzuentscheiden, die zum Zwecke der Einhaltung der verabredeten Ziele verabredet wurden. Commoning heißt stets auch Befähigung zur Mitwirkung an diesen Dingen.
6. Jeder Commoner kann einen leicht zugänglichen Raum für die Lösung von Konflikten in Anspruch nehmen. Wir wollen Konflikte unter uns möglichst auf direkte Art schlichten.
6.) Commoning heißt, Mittel und Wege der einvernehmlichen Konfliktlösung zu entwickeln und anzuwenden.
7. Wir regeln unsere eigenen Angelegenheiten selbst, und externe Autoritäten respektieren das.
7.) Commoning verlangt nach reflektierter, offener, allseits als vernünftig (an-)erkannter Festlegung der jeweiligen Bereiche gemeinsamer (wenn möglicherweise auch abgestufter) Verantwortung, und damit auch deren Grenzen und von Steuerungsmöglichkeiten jeweils „extern“ angesiedelter Entscheidungsinstanzen.
8. Wir wissen, dass jedes Commons Teil eines größeren Ganzen ist. Deswegen sind verschiedene Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen nötig, die ihre Verantwortung und ihre Aktivitäten für die Pflege und Erhaltung koordinieren und gut miteinander kooperieren.
8.) Nachhaltigiges Gelingen von Commoning setzt voraus, dass auch das Aufeinanderabstimmen der unterschiedlichen Bereiche und Ebenen gemeinsamer Verantwortung wiederum zum Bereich gemeinsamer Verantwortung wird, was nichts anderes bedeeutet als die Anerkennung der Notwendigkeit zu weltgemeinschaftlichen (weltkommunistischen) Abstimmungsverfahren zu kommen.
Soweit also meine selbst bestimmten 🙂 acht Orientierungspunkte.Zu tun bleibt noch der Vergleich mit Ostroms Designprinzipien für erfolgreiches Commons-Management. Aber dassteht dann auf einem neuen Kalenderblatt.
hhh