Was kann das „trumputinistische“ Projekt einer Entzivilisierung des Kapitalismus stoppen?

11. November 2016

Ein aggressiv nationalchauvinistischer, und familienpolitisch reaktionärer Populismus geht um. Über die „sozialen Medien“ drängt Verachtung alles Mitmenschlichen in den öffentlichen Raum und nährt die Vorstellung, Demokratie sei das Recht einer entfesselten Meute, Repräsentanten und Verteidiger der Demokratie öffentlich den Tod an den Hals zu wünschen. Der sich mit unschuldigem Augenaufschlag als volksnaher Sorgenentsorger ausgebende Rechtspopulismus bietet Anknüpfungspunkte zum Hitlerismus, was aber nicht heißt, dass seine sich gegenwärtige herausbildende Gestalt eines trumputinistisch-republikanischen Mischwesens nicht bedrückend genug ist. Wir erleben derzeit, wie sich eine von Putins feudal-kapitalistischer Lügenrepublik gepuschte Internationale des Anti-Liberalismus anschickt, einmal wieder mit dem Projekt Weltgeschichte zu schreiben, den Kapitalismus von seinem zivilisatorischen Schnickschnack zu befreien.

Spätestens nach der Wahl Donald Trumps zum US Präsidenten muss man der Gefahr ins Auge sehen, dass die weltweite Entzivilisierung des Kapitalismus forciert wird und sehr schnell zu einem Grad voran schreiten könnte, ab dem alles Mitmenschliche, Vernünftige, Demokratische, Rücksichts-, Sorgen-, Liebe- und Lustvolle, kreativ Fantastische, alle wissenschaftliche Neugierde und Experimentierfreudigkeit, das stille Vergnügen an der Erkenntnisgewinnung und über Sachlichkeit garantierenden Regeln in einen sich selbst verstärkenden Sog der Entzivilisierung gerät. Gleich dem wilden Tanz eines stramm aufgeblasenen und urplötzlich sich selbst überlassenen Luftballons könnten dann die zunehmend entfesselten Triebkräfte der privateigentümlichen Vergesellschaftung ein letztes Mal furios über sich hinaus schießen – um am Ende als nutzlose Hülle um ein Nichts ins Bodenlose zu fallen. Die Aussicht auf ein solches Ende der menschlichen Kulturgeschichte ist alles andere als ein Grund zur Vorfreude. Sozialismus, verstanden als Übergang zu einem (welt-) gesellschaftlichen Für- und Voneinander, das auf Basis „öko-kommunistischer“ (Re-) Produktionsbeziehungen funktioniert, braucht die Luft zum Atmen, die gegenwärtig in der Tat nur ein halbwegs zivilisierter Kapitalismus mit leidlich demokratischer Verfasstheit und Menschenrechten garantieren kann. Und der (sozialistische) Übergang ins Zeitalter ökologisch reflektierter Mitmenschlichkeit braucht einen besonders langen Atem.

Was heißt das für mein öffentliches Nachdenken über Notwendigkeit, Möglichkeit, Gestalt und Vernunft einer an Marx/Engels (öko-) kommunistischen Humanismus (bzw. ökohumanistischen Kommunismus) anknüpfenden Transformationsperspektive?

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