Bedürfnisse als Keimformen des Kommunismus?

22. Januar 2016

Nicht wenige meiner Mitmenschen, die gern Kapitalismus Geschichte werden lassen möchten, stellen sich das so vor, dass ein gesellschaftliches Für- und Voneinander zu schaffen sei, in dem endlich die Bedürfnisse regieren. Dem Kapitalismus seien die Bedürfnisse egal. Außerdem müsse man im Kapitalismus genug Geld haben, um seine Bedürfnisse befriedigen zu können.

Weil aber nicht alle genug Geld hätten, sei der Kapitalismus „exklusiv“, d.h. er schließe Menschen  von der Möglichkeit aus, an die zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse notwendigen Mittel zu gelangen. Es müsse also eine „inklusive“ Gesellschaft her, in der Geld keine Rolle mehr spielt und deshalb niemand von der Möglichkeit ausgeschlossen sei, sich die (welt-) gesellschaftlichen Mittel der Existenzsicherung und Bereicherung anzueignen.

Ich habe das bereits verschiedentlich kritisch  hinterfragt, und davon auch einige Male als Kommentar im Keimform-Blog, ohne dass sich daraufhin eine ernsthafte Debatte um den Punkt entzündet hätte.

Nun hat der Keimform Blogger Benni Bärmann die Angelegenheit etwas näher unter die Lupe genommen.

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Einmal wieder ein Lichtblick: Kate Raworth‘ Doughnut Economics

16. September 2013

Im Rahmen ihrer Reihe Green Lectures hatte die Heinrich Böll Stiftung die britische Forscherin Kate Raworth zu Gast in Berlin. Ich hatte das Vergnügen, ihrem Vortrag zu lauschen. Das von Raworth vertetene Konzept der Doughnut Economics  ist wohl neben den Ökomarxistischen Reflexionen in der Monthly Revue, den schon vor einiger Zeit entdeckten Texten des Prager Frühlings sowie Elenor Ostroms Forschung zu den Commons, eines der Meilensteine sozialer Emanzipationswissenschaft über die zu stolpern ich gern weiterempfehlen möchte.

Für eine umfassende Wertung sind meine Eindrücke noch zu frisch und unvertieft. Ich sehe auch  erst einmal weniger ein ganz neues Konzept als eine geniale Visualisierung nachhaltiger Entwicklung bzw. deren systematische Weiterentwicklung in Richtung eines Miteinanders, das auf Grundlage eines – am Ende weltgemeinschaftlichen – Nachhaltigkeitsmanagements funktioniert.

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Es kommt darauf an … (Über Bedürfnisse, Fähigkeiten, Möglichkeiten und Grenzen eines nur logischen Kommunismus)

13. Mai 2013

eskommtdraufan

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert. Es kommt aber darauf an, sie zu verändern“.

Der Marx-Spruch der 11. Feuerbachthese, wie er an der Treppen-Stirnwand im Hauptgebäude der Berliner Humboldt-Universität an der Stelle angebracht ist, an der die aufstrebenden „Menschheitswissenschaftler/innen“ die Qual der Wahl zwischen einem linken und einem rechten Treppenabsatz haben, ist nicht so ganz der aus den MEW. Das „aber“ wurde nachträglich hinzugefügt, was dem Ausspruch einen Gutteil seines Witzes nimmt. Denn ohne das hinzu gefügte Wörtchen ist mit dem zu verändernden „sie“ nicht allein die Welt im Allgemeinen angesprochen.

Im Original schwingt die Behauptung mit, dass es ebenso auf die – mit dem Prozess der Weltveränderung  zugleich notwendig als auch möglich werdende – Veränderung der Philosophen (Philosophinnen) ankäme, die die Weltverändeung am Ende gar in die Lage versetzen könnte, dem Ganzen (sowohl im Verein als auch in Auseinandersetzung mit der ganzen Vielfalt sozialer Emanzipationbewegungen) tatsächlich eine vernünftige Orientierung zu geben – statt sich weiterhin damit begnügen zu müssen, am bestehenden Weltlauf nur rumzumäkeln oder ihn mehr oder auch weniger kritisch zu heiligen.

In diese Interpretation der 11. Feubachthese eingeschlossen ist natürlich auch die Behauptung der Notwendigkeit einer zeitgemäßen Marxveränderung!

Aber diesen Gedanken konnten die realsozialistischen Herren über die zu paukenden Sinnsprüche nicht zulassen ohne die Behauptung ihrer eigenen Unfehlbarkeit in Frage zu stellen, die bekanntlich auf  „ewigen Wahrheiten“ fußte, über zu verfügen sie behaupten – qua privates Eigentum an den Ergebnissen von Marx „wissenschaftlicher Weltanschauung“ . (Eine Legitimationsfigur, die nicht ohne Zufall eine frappierende Ähnlichkeit mit der des Gottesgnadentums feudalistischer Herrschaften aufweist). So  wird der sich ins Jetzt hinüber gerettete Spruch aus DDR-Zeiten zu einem Mahnmal ganz eigener Art.

Für das hier propagierte Unterfangen „mehr (Öko-)Kommunismus wagen“ (bzw. mehr ökokommunistischen Humanismus oder mehr kommunistischen Ökohumanismus) scheint mir eine Weiterentwicklung der in Marx Kritik des Gothaer Programms festgehaltenen Vorstellung einer „den bürgerlichen Rechtsstandpunkt“ der formalen Gleichmacherei  hinter sich lassenden „höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft“ von besonderer Bedeutung und Dringlichkeit zu sein.

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Anmerkung zu einem Aufruf, die Care-Arbeit in die Kapitalismusbegrünung und was darüber hinaus geht einzubeziehen

28. Februar 2013

Ulrike Röhr und Narges-Lankarani, beide Expertinnen in Sachen „Gender & Sustainable Developement“  haben in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften angemahnt, bei Fragen des richtigen Wirtschaftens die Care-Ökonomie stärker in den Blick zu nehmen.  Mit Care-Ökonomie (= Sorge-Ökonomie/Sorge-Arbeit) ist alles gemeint, was direkt am Menschen für  dessen körperliches und seelisches Wohlbefinden bzw. für die (Wieder-)Herstellung seines sozialen Vermögens geleistet wird – unabhängig, ob es sich dabei um Erwerbstätigkeit, selbstständige Dienstleistungen oder um im eigenen Haushalt  bzw.  für nahestehende Personen unentgeltlich geleistete Arbeit handelt.

Die Autorinnen kritisieren, dass Debatten über Green Economy gemeinhin auf das Grünerwerden und auf Ressorcenschonung  „der Wirtschaft“ und „des Marktes“ fokussiert seien und den Bereich der Sorgearbeit ausklammern würden, obwohl der die Grundlage allen Wirtschaftens sei.  Die Green Economy Konzepte müssten sich aber daran messen lassen,  „ob sie einer Trennungsstruktur zwischen produktiv und reproduktiv  und damit verbundene Hirarchisierungen aufheben.“

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