Kapitalismus-Schelte als Fetisch?

12. Oktober 2008

In der „analyse & kritik“ 529 machen sich Ulrich Brand, Bettina Köhler und Markus Wissen Gedanken um „kapitalismuskritische und emanzipatorische Umweltpolitik“. Den Treibhauseffekt sehen sie als Ergebnis einer „bewussten Strategie“:

„Beim Treibhauseffekt handelt es sich nicht nur um einen Kollateralschaden von Wirtschaftswachstum und Wohlstand, sondern um bewusste Strategien von fossiler Energiegewinnung, konsumistischen Lebensweisen und Gewinnmaximierung sowie um Effekte gesellschaftlich tief verankerter Wahrnehmungen des Umgangs mit Natur, welche diese zuvorderst als ausbeutbare Ressource ansehen.“

Wie emanzipatorisch wirkt eine solche Schuldzuschreibung? Wie sehr hilft das Beklagen „der Profitmaximierung“ bei der Überwindung ökologisch desaströser Produktionsbedingungen? (Steht Sozialismus etwa für Gewinnminimierung? Wäre es nicht prima, von einer Änderung der Existenzbedingungen maximal zu profitieren?) Hilft es weiter, solche doch sehr grobschlächtig und moralistisch kategorisierten Erscheinungen wie „konsumistische Lebensweise“ und „Gewinnmaximierung“ oder Erkenntnisinteressen wie „Wahrnehmungen von Natur als Ressource“ zu Verursachern des gefährlichen Klimawandels zu stilisieren. Sollten Analyse und Kritik nicht lieber Einzelheiten jener (kapitalistischen) Existenz- bzw. Behauptungs/ Rechtfertigungsbedingungen beschreiben, die die kritisierten „Lebensweisen“ und „Wahrnehmungen“ hervor bringen – und sehen, was derzeit zugunsten mehr ökologischer Handlungsfreiheit geschieht und zu tun wäre?

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