Naomi Klein über einen lauernden Ökofaschismus: „Wir sind nicht nur im Wortsinne sondern auch politisch entflammbar“

4. Februar 2020

Nach dem Beitrag von Timothy Snyder über „den nächsten Genozid“ hatte ich unlängst einen weiteren Beitrag zur Frage aus dem Netz gefischt und ins Deutsche übersetzt in dem die Frage behandelt ist:

Müssen wir uns auf eine Zeit vorbereiten, in der der Rechtspopulismus seine „Klimaleugnerei“ als Mittel der Ausbeutung verbreiteter Verdrängungsbedürfnisse oder auch als Mittel der Auffüllung interner Schwatzgeldkassen aufgibt, und einen faschistischen Klimaschutz propagiert?

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Zum neuen grünen Wirtschaftskonzept

26. November 2015

Einst hatten die Grünen einen „ökologischen Umbau der Industriegesellschaft“ gefordert. Dagegen klingt das Motto des soeben verabschiedeten Wirtschaftskonzept  der Partei eher nach einem Blümchentext: „Grüner Wirtschaften für eine lebenswerte Zukunft“  Na gut, oder nicht so gut, weil langweilig.

Trotzdem lesen! Wer weiß.

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Grüner Marxismus? Da lohnt ein Blick nach Übersee.

23. Juni 2013

Der folgende Eintrag ist nun auch schon fast drei Jahre alt. Jüngst im Monthly Review vorgestellte Forschungsergebnisse im Zuge der MEGA Edition über Marx’s Ecological Notebooks von  zeigen, welch bedeutende „Marx-Engels-Schriftschätze“in Richtung einer ökologischen Kritik der kapitalistischen Ökonomie noch laufend geborgen werden.

Aktuell (Juni 2016) empfehlenswert auch John Bellamy Fosters  jüngster Essay über Marx`s Ecology and the Left.

Es scheint, dass Marx während seiner Arbeit an den zweiten, dritten  und weiteren Bänden des KAPITALs einen bedeutenden Teil seiner Forschungsarbeit der Ergründung ökologischer Widersprüche der kapitalistischen Vergesellschaftung der menschlichen (bzw. von Menschen dirigierten) Produktivkräfte gewidmet hatte. Und das zeigt m.E. auch, dass die weitgehende Missachtung der Leistungen Friedrich Engels auf diesem Gebiet  seitens eines Großteils der Marxologenzunft sich keineswegs auf „den wahren Marx“ (des Kapitals)  berufen kann.

Meine Skepsis gegenüber gegen Marx gerichtete Vorwürfe einer unkritischen (und eurozentrischen) Fortschrittsgläubigkeit, wie sie etwa im letzten Ökosozialistischen Manifest zum Ausdruck kommt, findet ich in Kohai Saitos Ausführungen und Einwände gegen solche Urteile bestätigt. Die Aufregung über bestimmte Passagen des „kommunistischen Manifestes“ in denen die Wunderwerke des bürgerlichen (sich auf  kapitalistischer Grundlage entfaltenden) Zeitalters und des damit einher gehenden Verdampfens romantischer Vorstellungen gefeiert werden, ist in meinen Augen mehr Ausdruck eines moralisierenden, überhistorische Gültigkeit beanspruchenden „Anti-Kapitalismus“, der die  dialektischen Formen, in denen sich – auch – menschliche Fortschritte bewegen, nicht sehen will bzw.als Bedrohung „proletarischer Moral“ sieht.

Leider ist mit die akademischen Welt auch nach erfolgreicher Beendigung meines „Bummelstudiums“ im Jahre 2011 fremd (und in so fern verschlossen) geblieben und mein Aufruf zur Gründung einer Arbeitsgruppe „Marxistische Ökologie“ im letzten Jahr in einer Mailingliste hatte  letztlich auch kein Erfolg. Wäre also für Tipps sehr dankbar,  wo ich (zunächst im deutschsprachigen Raum?) Verbündete finden könnte für meine beiden Projekte, die ich neben meiner Arbeit im Afrikahaus einigermaßen eifrig (wenn auch ein wenig einsam) verfolge: die Erarbeitung eines grünen Marx-Engels-Lesebuches mit Kommentaren und Bezügen zu  aktuellen ökologischen Problemlagen und  Diskursen und  einer wissenschaftlichen Reflexion mit dem Ziel, an Marx (und Engels) Perspektiven anknüpfend die Notwendigkeit,  Möglichkeit, möglichen Gestalt uns Vernunft einer als  öko-humansistischen Kommunismus  (bzw. öko-kommunistischen Humanismus) vorgestellten Entwicklungsperspektive zu erörtern (mit Marx ins Anthropozän).

hhh, 19. Februar 2016

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Sich um so etwas wie eine öko-humanistische Perspektive zu bemühen, die an Marx wissenschaftlichen Kommunismus anknüpft, heißt natürlich, danach zu schauen, was sich im angelsächsischen Raum in diese Richtung tut. Dass das einiges ist, ist mir nicht entgangen. Aber nun soll aus dem bisher nur gelegentlichen und sozilisationsbedingt leider auch allzu lesefaulen Blick nach Übersee ein systematischer werden.

Mit Gewinn lese ich derzeit einen schon etwas älteren Tagungsbeitrag über Marx kommunistischen Öko-Humanismus von James O‘ Connor, (Prolegomenon to an Ecological Marxism – The Materialist Conception of History) der mir in fast allem aus dem Herzen spricht.  Davon wird hier demnächst noch zu reden sein.

Der Einfachheit halber möchte ich zunächst einige Links zu Texten zusammentragen, die im Internet frei zur Verfügung stehen. (Wer kann, möge für sie spenden wo dies möglich und erwünscht ist) und mich sodann mit diesen auseinandersetzten.

Da wären zum Beispiel:

Capitalism, Nature, Socialism: A Theoretical Introduction

von James O‘ Connor

Marx’s Vision of Sustainable Human Development von Paul Burkett. Abgesehen von den letzten paar Abschnitten, die mir eine allzu enge Vorstellung von Arbeiteremanzipation zu signalisieren scheinen, spricht mir der Beitrag Silbe für Silbe aus Herzen. Burkett erinnert – sehr gut und umfangreich belegt – an die sich bei Marx (und Engels) bis zum Schluss durchziehende Perspektive der Ent-Entfremdung (de-alienation) insbesondere auch in Hinblick auf die Entwicklung (öko-)kommunistischer Aneignungsbedürfnisse gegenber der Naturumwelt.

Fusing Red and Green (Besprechnung von James O’Connor, Natural Causes: Essays in Ecological Marxism) von Paul Burkett.

Organizing Ecological Revolution  von John Bellamy Foster

What Does Ecological Marxism Mean For China?

Ecological Civilization, Indigenous Culture, and Rural Reconstruction in China

Ecological Marxism in China

Global Resource Depletion – Is Population the Problem? Von Fred Magdoff

In der  Monthly Review sind ein ganzer Strauß spannender Beiträge zur Maxist Ecology versammelt:

John Bellamy Foster trug seine Gedanken zum ökologischen Bruch (eigentlich globaler Stoffwechsel-Bruch) unlängst im Rahmen eines „Salelitenseminars“ des Kapital-Lesekurses bei der Rosa Luxemburg Stiftung vor. Davon gibt es einen Ton-Mitschnitt.

Aktuell von JBF: Marx and the Rift in the Universal Metabolism of Nature

Teile der einleitenden Wörter seitens der Veranstalter haben meine Begeisterung allerdings bereits etwas getrübt.

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Gedanken zu Ralf Fücks „Intelligent Wachsen – Die grüne Revolution“

18. Juni 2013

FORM FOLLOWS FUNCTION  sollte auch bei den anstehenden Formveränderungen gesellschaftlicher Natur als Konstruktionsprinzip erster Wahl gelten. Die Frage danach, was warum nicht mehr oder noch nicht funktioniert, gerät ins Zentrum, wenn sich die Entwicklung der Produktivkräfte auf einen Punkt zubewegt, der unweigerlich die Frage nach grundlegenden Formveränderungen der Produktionsverhältnisse auf die Tagesordnung setzt.

Nichts ist öder als im Vorfeld einer solchen Situation altkluge Belehrungen über die Binsenweisheit ertragen zu müssen, dass alle technologische Errungenschaften nichts nützen, solange die Gesellschaft nicht in der Lage ist, sie in einer sozial bzw. ökologisch vernüftigen Weise einzusetzen. Und dass man deshalb erst einmal eine „Postwachstumsgesellschaft“ etablieren müsse, bevor man sich mit dazu passenden Technologien beschäftigt.

Natürlich darf auch nicht erst dann nach einer besseren Art gefragt werden, Entwicklung und Einsatzes der menschlichen Produktivkräfte zu organisieren, wenn diese Frage gesamtgesellschaftlich (das heißt auch global) am Kochen ist, und der letzte Feldhase entsetzt feststelt,  dass innerhalb der alten Organisationsweise dem ungebremsten Einsatz menschlicher Destruktivkraft nichts von Belang entgegengesetzt weden kann.

Die gesellschaftliche Reife in der Hinsicht lässt sich m.E. daran ablesen, wie händeringend nach dem Aufbau der nötigen Problemlösungskompetenz gesucht wird. Und das ist nicht zuletzt an dem Grad zu erkennen, in dem die Suche nach ökologisch intelligenter Technologie UND geeigneten Formen ihrer (Weiter-) Entwicklung und ihres Einsatzes Hand in Hand gehen. Den Rest des Beitrags lesen »


Anmerkung zu einem Aufruf, die Care-Arbeit in die Kapitalismusbegrünung und was darüber hinaus geht einzubeziehen

28. Februar 2013

Ulrike Röhr und Narges-Lankarani, beide Expertinnen in Sachen „Gender & Sustainable Developement“  haben in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift Ökologisches Wirtschaften angemahnt, bei Fragen des richtigen Wirtschaftens die Care-Ökonomie stärker in den Blick zu nehmen.  Mit Care-Ökonomie (= Sorge-Ökonomie/Sorge-Arbeit) ist alles gemeint, was direkt am Menschen für  dessen körperliches und seelisches Wohlbefinden bzw. für die (Wieder-)Herstellung seines sozialen Vermögens geleistet wird – unabhängig, ob es sich dabei um Erwerbstätigkeit, selbstständige Dienstleistungen oder um im eigenen Haushalt  bzw.  für nahestehende Personen unentgeltlich geleistete Arbeit handelt.

Die Autorinnen kritisieren, dass Debatten über Green Economy gemeinhin auf das Grünerwerden und auf Ressorcenschonung  „der Wirtschaft“ und „des Marktes“ fokussiert seien und den Bereich der Sorgearbeit ausklammern würden, obwohl der die Grundlage allen Wirtschaftens sei.  Die Green Economy Konzepte müssten sich aber daran messen lassen,  „ob sie einer Trennungsstruktur zwischen produktiv und reproduktiv  und damit verbundene Hirarchisierungen aufheben.“

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Ecuador: Brown Economy gegen das gute Leben – Protestaktion von Rettet den Regenwald

16. November 2012

Am 28. November beginnt Ecuador damit, mitten im Regenwald auf drei Millionen Hektar Land indigenener Gemeinschaften insgesamt 21 Ölkonzessionen zu vergeben.  Mit irreführenden Werbekampagnen, perfiden Tricks und Korruption versuchen Regierung und Ölkonzerne, den Widerstand der dort lebenden 80.000 Indianer zu brechen. Nach dem Willen von Präsident Rafael Correa soll der Ölkonzern Petroamazonas den Anfang machen.

Nach Informationen von »Rettet den Regenwald« belegen wissenschaftliche Studien, dass dort mehr Tier- und Pflanzenarten leben als an irgendeinem anderen Ort der Erde. Schon jetzt hat die Ölförderung in dem südamerikanischen Land dazu geführt, dass große Regenwaldgebiete abgeholzt und verseucht wurden, einschließlich der dort lebenden Menschen. Für sieben indigene Völker ist der dortige Regenwald Heimat und Lebensgrundlage. Sie haben offiziell anerkannte Landtitel. Die ecuadorianische Regierung missachtet die Verfassung des Landes und internationale Verträge. Im Juni hatte der Interamerikanische Gerichtshof für Menschenrechte entschieden, dass der Staat mit der Vergabe von Ölkonzessionen auf dem Land der Indianer deren Grundrechte verletzt.

»Rettet den Regenwald« bittet um Unterzeichnung einer Petition:

https://www.regenwald.org/aktion


Sehr gut: Pkw-Steuer gegen die klimapolitische Geisterfahrt

18. Juli 2012

Deutschland ist Schlusslicht beim Klimaschutz im Verkehr. Das liegt vor allem an den steuerlichen Anreizsystemen, kritisiert die Deutsche Umwelthilfe. In Berlin stellte die Organisation einen Vergleich unter den EU-Staaten vor. Und der zeigt, dass Steuern tatsächlich in die richtige Richtung steuern können.

Weiter gehts im KLIMARETTERinfo


Projekt Menschliche Gemeinschaft

16. Juli 2012

Peter Wahl von WEED spricht in seiner Auseinandersetzung mit den (Nicht-) Ergebnissen von Rio+20: eine beachtliche Wahrheit aus

„Eine der Hauptursachen für die Diskrepanz zwischen Aufwand und Wirkung der Großkonferenzen besteht darin, dass die vielbeschworene Internationale Gemeinschaft nur als leere Abstraktion, nicht aber als handlungsfähiger Akteur existiert.“

Peter Wahl, Juni 2012: „Wenn Du merkst, Du reitest ein totes Pferd, steig ab!“ Rio+20 – Der Multilateralismus in der Sackgasse (PDF)

Sollte dann nicht die Herstellung einer als solche handlungsfähigen Menschheit als ein gesellschaftliches Projekt bestimmt werden? Hängt die Möglichkeit eines ökologisch halbwegs vernüftigen Weltwirtschaftens nicht tatsächlich vom Erfolg eines solchen Unternehmens ab? Warum möchte er nur ergründen, was einem (etwa klimapolitisch) erforgreichen UN-Multitatarismus (bzw. einem linken Stakeholderlobbyismus in diese Richtung) derzeit im Wege steht?

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Zu Ulrich Brands Reden gegen „das grüne Versprechen“

18. Mai 2012

„Schutz der Umwelt und soziale Gerechtigkeit gehören zusammen“ übertitelt  Ulrich Brand, Professor für Internationale Politik an der Universität Wien  seinen Taz-Kommentar vom 16.5. Hauptüberschrift:  „das grüne Versprechen“ Wer aber jetzt eine Abhandlung über vielversprechende grüne Strategien zur Lösung von Zielkonflikten zwischen einerseits Entwicklungsgerechtigkeit, weltweiter Chancengleichheit  usw. und der Notwendigkeit  zur drastischen Reduzierung von Ressourcenverbrauch und Emissionen andererseits, erwartet hat, den muss das dann Folgende enttäuschen.

Das beginnt mit Brandts Klage, dass der Begriff der „Nachhaltigkeit“ erstens inflationär gebraucht und deshalb konturlos sei, zweitens von Beginn an gar keine Konturen hatte, drittens Karriere gemacht und deshalb nun als Leerformel in aller Munde sei. Das nervt nicht nur deshalb, weil Beschwerden über einen „inflationären Gebrauch“ des Begriffs der Nachhaltigkeit längst selbst inflationär vorgebracht werden, sondern auch wegen der Konturlosigkeit bzw. Leerförmigkeit im eigenen Verständnis eines starken Begriffs von nachhaltiger Entwicklung, wie er angeblich früher gegolten habe.

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Auch Illusionen sind eine Produktivkraft und können sich am Ende in eine rationale Antriebskraft (öko-)kommunistischer Perspektiven verwandeln

9. Mai 2012

Die scheinbare Radikalität vieler Kapitalismusgegner, die sich bei näherem Hinsehen nicht selten in Warnungen erschöpft, irgendwelchen sozialen Reformprojekten (die ja zwangsläufig immer kapitalistisch sind) ja nicht auf dem Leim zu gehen, verweist m.E. auf einen Mangel an Vorstellungen darüber, wie dieser schreckliche Kapitalismus denn nun zu überwinden wäre, und dass das – wie auch immer – mit einem zielbewusst, (d.h. als ein Projekt) zu verfolgenden gesellschaftlichen Prozess der Herausbildung einer als solche handlungsfähigen Menschheit zu tun hat.

Die mag am Ende jenseits von Staat und Markt agieren. Aber eine wie auch immer gestaltete menschliche Gemeinschaft, die als solche zu einem sozial bzw. ökologisch verantwortlichen Handeln fähig wäre (bzw. befähigen könnte), kann nur als Ergebnis sozialer Bewegung innerhalb der derzeit bestehenden Verhältnisse erwachsen. Und die Ansichten derer, die sich heute in Richtung sozialer bzw. ökologischer Vernunft bewegen, werden im Hinbick auf solch weitreichende Perspekiven immer bunt gemischt sein MÜSSEN und niemals (bereits) in Gänze „ökokommunistisch“ gesonnen sein KÖNNEN. Deren Projekte, Erfolge usw. müssen notwendig Phasen der Institutionalisierung (in Staat und Marktgeschehen, wo sonst?)  durchlaufen, um bessere Handlungsbedingungen zu erreichen – und manchmal auch bessere Institutionen. Wesentlich ist zum einen, dass sich zunehmend mehr Menschen und Institutionen zu selbstbewussten Subkjeten des Geschehens entwickeln / entwicklungsfähig sind bzw. werden, und andererseits, dass die Perspektive der als solche handlungsfähigen Menschheit allmälich hinzukommt, und deren Möglichkeit wie Notwendigkeit erst Schritt für Schritt klarer, plausibler  und machbarer wird. Den Rest des Beitrags lesen »