Über den sehr unterschiedlichen Gebrauchswert des Gebrauchswerts und der Gebrauchswerte (3/3)

25. September 2017

Teil I | Teil II

Teil III meiner Auseinandersetzung mit  dem Beitrag Franz Schandls Beitrag (das unschuldige Ding) zum Schwerpunkt des „wertkritischen“ Magazin Streifzüge  70/2017 zur möglichen Bedeutung des  Gebrauchswerts für eine Theorie der Befreiung. 

Sich die Gebrauchswertseite der gegenwärtigen Vergesellschaftsbedingungen genauer anzuschauen und daraufhin den Gebrauchswert diesbezüglicher Reflexionen von Marx  für die Konstruktion vernünftiger Wegweiser aus dem kapitalistischen Chaos kritisch zu betrachten, ist ein Verdienst des Streifzüge Schwerpunktes. Bisher bleibt es mir allerdings ein Rätsel, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Ich vermute Probleme mit zwei Dogmen, die in weiten Teilen einer sich „marxistisch“ verstehenden Weltanschaung eine Rolle spielen,  nämlich, dass 1.) im Kapitalismus Bedürfnisse (nach Verfügung über Gebrauchswerte) keine Rolle spielen und 2.) dass es darauf ankäme, die Bedürfnisse zur Macht zu verhelfen.

Wie in den Teilen I/III und  II/III gehe ich abschnittsweise vor Den Rest des Beitrags lesen »


Reflexionen zu Axel Honneths Idee des Sozialismus (3)

25. Oktober 2016

Siehe auch Teil EINS und Teil ZWEI der Reflexionen über Axel Honneths Bemühungen um eine Neubestimmung der „Sozialistischen Idee“ Dieser Teil dürfte auch eine Weile nachreifen. Es wird hin und wieder durch zusätzliche Anmerkungen, Zitaten und Quellen ergänzt werden. Teil 4 folgt demnächst

„Das Reich der Freiheit beginnt in der Tat erst da, wo das Arbeiten, das durch Not und äußere Zweckmäßigkeit bestimmt ist, aufhört; es liegt also der Natur der Sache nach jenseits der Sphäre der eigentlichen materiellen Produktion. (…) Mit seiner Entwicklung erweitert sich dies Reich der Naturnotwendigkeit, weil die Bedürfnisse; aber zugleich erweitern sich die Produktivkräfte, die diese befriedigen. Die Freiheit in diesem Gebiet kann nur darin bestehn, daß der vergesellschaftete Mensch, die assoziierten Produzenten, diesen ihren Stoffwechsel mit der Natur rationell regeln, unter ihre gemeinschaftliche Kontrolle bringen, statt von ihm als von einer blinden Macht beherrscht zu werden; ihn mit dem geringsten Kraftaufwand und unter den ihrer menschlichen Natur würdigsten und adäquatesten Bedingungen vollziehn.“

Marx: Das Kapital, MEW Bd. 25, S. 828.

In seiner Reflexion über den Stellenwert des Begriffs Freiheit im frühsozialistischen Ideenhimmel beginnt Honneth sich ab etwa Seite 45/46, an Marx Kommunismus heran zu tasten bzw. zu dem, was er dafür hält..

Er bemerkt, dass …

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Zu Axel Honneths Idee des Sozialismus (2)

4. Oktober 2016

Im ersten Teil meiner Auseinandersetzung mit Axel Honneths Bemühung, durch die von ihm vorgeschlagene Neubestimmung der ’sozialistischen Idee‘ „nachzuweisen, dass im Sozialismus durchaus noch ein lebendiger Funken steckt“ (1)  hatte ich dargelegt, warum ich es für keine gute Idee des Philosophen halte, dass er die mögliche Bedeutung der historischen Erfahrungen mit der wenig rühmlichen Realität bisheriger Sozialismusversuche aus seinen Überlegungen ganz ausklammert. Das Gleiche ließe sich zum Fehlen sämtlicher Bezüge zu konkreten gesellschaftlichen Widersprüchen, Ansätzen, Bewegungen der Gegenwart sagen oder zu aktuellen Debatten innerhalb des im weitesten Sinne „marxistischen“ Spektrums. Auf keine der ca. 150 Seiten seiner Ausführungen gibt es auch nur eine Andeutung, dass Ökologie eine Rolle spielen könnte oder sollte.

Der Angesprochene würde vielleicht mit der Forderung kontern, seinem Versuch doch bitte mit hermeneutischem Wohlwollen‘ zu begegnen, sprich, zu akzeptieren, dass sich seine skizzenhaften  Überlegungen auf einem notwendig hohen Abstraktionsniveau bewegen und es darauf ankäme, das in seinen Gedanken steckende Potenzial herauszuarbeiten, es eigenständig weiter zu denken und produktiv zu nutzen.

Also gut: Für Honneth hat die Idee des Sozialismus eine eigene Geschichte, deren moderne Periode damit begann, dass…

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Kapitalismuskritik ohne (ökokommunistische) Transformationsperspektive?

26. November 2015

Ein herrschaftsfreier Diskurs über die Notwendigkeit der Etablierung einer als solche tatsächlich handlungsfähigen Menschheit, die es den Globalisierten dieser Erde möglich machte, ihre Produktivkräfte auf öko-kommunistische Art zu entwickeln und anzuwenden, ist nicht ganz einfach. Schwierig macht das nicht nur das verbreitete Bedürfnis nach der Illusion eines richtigen Lebens im falschen, wie sie dem Antikommunismus zugrunde liegt, oder die bitteren Erfahrungen mit sieben Jahrzehnten realer Existenz einer weithin als  „Kommunismus“ missverstandenen Gespensterstunde.  Auch gängige Varianten des Anti-Kapitalismus machen die Sache nicht einfacher.

Ein häufig vorgebrachtes Antika-Dogma besagt, dass jegliche „positive Philosophie“ korrumpiert und die Reinheit der eigenen Perspektive nur erhalten werden kann, wenn man sich auf Kritik des Kapitalismus beschränkt. Es muss alles verdammt werden, was die Menschen dazu verführen könnte, „mitzumachen“ und sich, weil sie etwas ausrichten möchten, im Kapitalismus einrichten.

Eine solche, an mich gerichtete Kritik habe ich zum Anlass genommen, das mühselige (und wenig erquickliche) Durcharbeiten verschiedener Reflexionen der Kommunismusfrage (wie die drei Bände von „die Idee des Kommunismus“) einmal für eine Zeit zu unterbrechen, und ohne groß nach links oder rechts zu schauen, mein bisheriges Verständnis einer (öko-) kommunistischen Transformationsperspektive zusammenzutragen. Ich gehe im Folgen u.a. der Frage nach, wie an Marx ökohumanistischen Kommunismus  (bzw. ökokommunistischen Humanismus) anknüpfend kommunistische Philosophie möglich ist, die eben keine Ideologie ist im Sinne einer dogmatischen Setzung, die auf Wissenschaft verzichtet, und Analyse des Zusammenspiels von Produktivkräften und Produktionsverhältnissen einbezieht. Die Sache endet mit 13 Thesen zur Notwendigkeit, Möglichkeit und möglichen Gestalt einer ökokommunistischen Transformationsperspektive.

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Über Moishe Postones Bemühungen, Marx anders zu interpretieren (1)

13. Juni 2015

Die Welt und was daran zu verändern ist kann tatsächlich nicht aus dem begriffen werden, was sich die Menschen vorstellen. „Die wirklichen Individuen, ihre Aktion und ihre materiellen Lebensbedingungen“ (Anm. 1) kritisch verstehend in den Blick zu nehmen heißt, den Warensinn  zu bedenken, dem sie notgedrungen unterliegen und der uns alle antreibt. Soziales Vermögen ist heute wesentlich Kaufkraft. Weil menschliche Existenzsicherung und Bereicherung gegenwärtig vor allem auf die Produktion von Waren basiert, die sich auf dem Markt zu behaupten haben.und die nur im Tausch gegen das allgemeine Warenaneignungsmittel Geld erworben werden können, gilt als sozial schwach, wer über wenig Geld verfügt, Es ist allerdings nicht mehr zu übersehen, dass der von  Marx / Engels konstatierte Widerspruch zwischen dem gesellschaftlichen (immer mehr auch weltgesellschaftlichen) Charakter kapitalistischer Produktion und der privateigentümlichen (nationalstaatlich leidlich regulierten) Aneignung der Produktionsergebnisse nicht länger nur ein formaler Widerspruch ist, der im Gegensatz zu einem tatsächlich sozialen Gegensatz niemanden wirklich zu interessieren bräuchte.

Diese Entfremdung, um den Philosophen verständlich zu bleiben (Anm. 2) scheint nun tatsächlich zur unerträglichen Macht zu werden. Da aber auch der Unmut darüber notwendig borniert ist, da von der gegenwärtigen Unmöglichkeit bestimmt, die Ergebnisse des Produzierens, (sowie deren Qualität, Voraussetzungen, Mengen, Bedingungen, Risiken und Nebenwirkungen) in gemeinsamen Abstimmungsprozessen mitzubestimmen, wären Theorien bzw. Theoretiker*innen an sich sehr gefragt, die an Marx Analysen anknüpfend helfen, eine Perspektive der Emanzipation aus dem gegenwärtigen Warensinn zu finden.

Dass entsprechende Versuche nicht von heute auf morgen zu einem rundum brauchbaren Konzept führen, sollte auch nicht  verwundern. Das gilt auch für Moische Postones Bemühungen unter der Überschrift  „Marx neu denken“ (Anm. 3) Den Rest des Beitrags lesen »


Alter Geist in neuen Flaschen? Zu Badious Idee eines jacobinischen Kommunismus (1)

13. März 2015

Mit Alain Badious Idee des wahren Kommunismus und die Beiträge zu den drei gleichnamigen, von ihm maßgeblich organisierten und inspirierten Konferenzen, die LAIKAtheorie in drei Sammelbänden zusammengetragen hat, werde ich mich in den nächsten Monaten vertieft auseinandersetzen. Über den Beitrag in der WOZ, auf den ich mich hier beziehe, war ich zufällig gestolpert. Für eine systematische Kritik an Badious Ideen, die seine Sicht hinreichend gerecht wird,  taugt das sicher nur begrenzt. Trotzdem: IAlain Badiou ist 78, Philosoph, gilt vielen als bedeutender Denker und streitet für die Idee des Kommunismus. Für die in diesem Blog zu erörternde Idee, dass es jetzt höchste Zeit sei, mehr (Öko-) Kommunismus zu wagen, muss das von Interesse sein. Andererseits: was genau versteht Badiou unter „DIE Idee DES Kommunismus“?  Und was nicht? Warum nur für die Idee und nicht für eine tatsächliche Entwicklungsperspektive deren Kommunismusgestalt erst noch zu bestimmen wäre? Den Rest des Beitrags lesen »


Über Klassen und ihr mögliches Verschwinden

4. Januar 2015

Plakat_MarxHerbstSchule_A2_4_defc[1]Zur diesjähigen Marx-Herbstschule (der 7.) konnte ich leider nicht. Es beilbt die Möglichkeit, mir das eine oder andere nachträglich zu erschließen.

Auf der einschlägen Website der Rosa Luxemburg Stiftung lassen sich ein Video der Abendverstanaltung betrachten

Bevor ich mir die Sachen ansehe bzw. anhöre zunächst ein Versuch, die eigenen Gedanken zu sortieren.

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