Zu Peter Rubens „K“-Verständnis (2/2)

13. Dezember 2013

Fortsetzung meiner Auseinandersetzung mit Peter Rubens „K“-Verständnis (1/2)

Ruben beklagt die verbreitete Gedankenlosigkeit beim Gebrauch des Wörtchen „Kommunismus“ und mahnt an, bei dessen Bestimmung ganze Sätze zu gebrauchen und besser noch eine Theorie des Kommunismus zu präsentieren. Seine (vorläufige?) Bestimmung von „K“ als Abwesenheit von Privateigentum allerdings führt geradewegs in des Teufels Küche. Selbst die Katholische Kirche (siehe 1/2)  oder gar der Stalinismus (siehe unten) gelten ihm nun als Formen des Kommunismus.

Der Kommunismus des 20. Jahrhunderts, der von der bolschewistischen Fraktion der russischen Sozialdemokratie zuerst zur politischen Herrschaft geführt worden ist, stellt mit Blick auf die angeführten Kommunismen nur eine historisch neu aufgetretene Kommunismusart dar (der chinesische, der vietnamesische etc. bilden weitere unterschiedene Arten in der Gattung kommunistisch geordneter Gemeinschaften).

Weil Ruben den Versuch einer normativen Bestimmung, die ein gesellschaftliches Werdensollen beschreibt, scheut wie der Realmarxist ein Ideal, muss er die Wahrheit des Kommunismus aus des Kaisers alte Kleider ableiten. Heraus kommt dann so ein Satz:

Die DDR war die deutsche Erfahrung des Kommunismus des 20. Jahrhunderts.

So bleibt uns die Mühe erspart, herauszuarbeiten, an was genau die Existenz bzw. Wirklichkeit oder die Abwesenheit kommunistischer (Re-) Produktionsbeziehungen erkannt werden könnte oder was als Indikator einer Annäherung an oder Entfernung von dessen Realität gewerten werden muss.

Das weiß Ruben selbst:

Es versteht sich, dass die Frage nach dem Wesen des Kommunismus in einer ordentlichen Theorie zu beantworten ist, die hier nicht vorgestellt werden kann.

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Zu Peter Rubens K-Verständnis (1/2)

9. Dezember 2013

Aus Anlass seines 80 Geburtstag hatte die Helle Panke Peter Ruben zu einer kleinen Festveranstaltung geladen. Neugierig gestimmt hatten mich ebenso einige seiner Bemerkungen über Arbeit und Idealismus in von mir unlängst aufgelesenen Beiträgen von ihm wie auch die Geschichte seiner zweimaligen Verbannung durch die „realsozialistischen“ Hohenprister der wissenschaftlichen Weltanschauung für die Bekenntnisse zum Heiligen Sankt Materialismus alles und Erkenntnisse (jenseit der über eben dieses Bekenntniss) nichts waren.

In seiner Ansprache hatte der Jubilar zunächst über die seiner Meinung nach notwendige Anpassung Hegels dialektischer Logik an die formale Logik gesprochen, was für mich als philosophiescher Laie erst einmal sehr rätselhaft klang. Dass das gesellschaftliche Sein ein Werden ist, scheint mir auch bei oberflächlicher Betrachtung nur logisch zu sein. Dass damit ersteinmal nichts inhaltliches gesagt ist und Werden auch Negation dessen ist, was schon etwas gewordenen war aber nun nichts mehr (wert) ist, der Satz also zugleich alles und nichts zum Gegenstand hat (das Werden zugleich alles und nichts ist), ist in meinen Augen auch nicht groß unlogisch. Hauptsache man kommt irgendwann dahin, Gedanken darüber auszutauschen, was in aller Welt was genau (nicht) werden soll und warum (nicht) und unter welchen Umständen das (nicht) gelingen könnte. Aber so kann wohl nur einer daherschreiben, der in die Geheimnisse der formalen Logik nicht adäquat eingewiesen ist.

Leichter nachzuvollziehen schien mir immerhin Rubens Kritik an die in seiner Zunft verbreitete Marotte, wesentliche Fixpunte des erkennenden Bedenkens mit nur einem einzigen Wort auf den Begriff  bringen zu wollen. Besser wäre es doch, so Ruben, das zu Begreifende in einem ganzen Satz zu sagen oder notfalls auch in zwei, sollte der eine einen logischen Widerspuch  enthalten. Was unter dem Wort „Kommunismus“ zu verstehen sei, würde zum Beispiel so gut wie nie hinterfragt, es scheint deshalb nur (fälschlicherweise) ein „Begriff“ mit einer intrinsichen Wahrheit zu sein. Das Wort „Kommunismus“ würde meist als etwas behandelt, dass man nicht zu hinterfragen bräuchte also als Mysterium an das man schlicht glauben oder auch nicht glauben könne. (Eine sehr richtige Beobachtung! Eben diese Erkenntnis hat mich zum Start dieses Blogs bewogen.)

Doch Ruben sieht „Kommunismus“ augenscheinlich selbst als ein mit eigenem Geist (mit eigenem Prädikat) beseeltes Subjekt, nämlich mit der Bestimmung (dem Prädikat) „Gütergemeinschaft“ beseelt. Und die solle endlich aufhören, in unserer modernen Welt herum zu spuken.

Auf den Ur-Soziologen Tönnies verweisend behauptete Ruben einen Gegensatz zwischen einer modernen, auf Warenaustausch (Marktwirtschaft) beruhenden „Gesellschaft“und eine auf „Gütergemeinschaft“ beruhende „Gemeinschaft“. Die kommunistische Perspektive einer Arbeitergemeinschaft nannte er eine romantische Idee. Er verwies dabei auf ein im ND erschienenen Beitrag vom ihm aus dem Jahr 2010. Der sei zu seinem großen Bedauern nirgendwo beachtet oder gar diskutiert worden.

Ich möchte die Reihen der Ignoranten hiermit verlassen und den Versuch einer inhaltlichen Auseinandersetzung wagen. Den Rest des Beitrags lesen »