Grüner Marxismus? Da lohnt ein Blick nach Übersee.

23. Juni 2013

Der folgende Eintrag ist nun auch schon fast drei Jahre alt. Jüngst im Monthly Review vorgestellte Forschungsergebnisse im Zuge der MEGA Edition über Marx’s Ecological Notebooks von  zeigen, welch bedeutende „Marx-Engels-Schriftschätze“in Richtung einer ökologischen Kritik der kapitalistischen Ökonomie noch laufend geborgen werden.

Aktuell (Juni 2016) empfehlenswert auch John Bellamy Fosters  jüngster Essay über Marx`s Ecology and the Left.

Es scheint, dass Marx während seiner Arbeit an den zweiten, dritten  und weiteren Bänden des KAPITALs einen bedeutenden Teil seiner Forschungsarbeit der Ergründung ökologischer Widersprüche der kapitalistischen Vergesellschaftung der menschlichen (bzw. von Menschen dirigierten) Produktivkräfte gewidmet hatte. Und das zeigt m.E. auch, dass die weitgehende Missachtung der Leistungen Friedrich Engels auf diesem Gebiet  seitens eines Großteils der Marxologenzunft sich keineswegs auf „den wahren Marx“ (des Kapitals)  berufen kann.

Meine Skepsis gegenüber gegen Marx gerichtete Vorwürfe einer unkritischen (und eurozentrischen) Fortschrittsgläubigkeit, wie sie etwa im letzten Ökosozialistischen Manifest zum Ausdruck kommt, findet ich in Kohai Saitos Ausführungen und Einwände gegen solche Urteile bestätigt. Die Aufregung über bestimmte Passagen des „kommunistischen Manifestes“ in denen die Wunderwerke des bürgerlichen (sich auf  kapitalistischer Grundlage entfaltenden) Zeitalters und des damit einher gehenden Verdampfens romantischer Vorstellungen gefeiert werden, ist in meinen Augen mehr Ausdruck eines moralisierenden, überhistorische Gültigkeit beanspruchenden „Anti-Kapitalismus“, der die  dialektischen Formen, in denen sich – auch – menschliche Fortschritte bewegen, nicht sehen will bzw.als Bedrohung „proletarischer Moral“ sieht.

Leider ist mit die akademischen Welt auch nach erfolgreicher Beendigung meines „Bummelstudiums“ im Jahre 2011 fremd (und in so fern verschlossen) geblieben und mein Aufruf zur Gründung einer Arbeitsgruppe „Marxistische Ökologie“ im letzten Jahr in einer Mailingliste hatte  letztlich auch kein Erfolg. Wäre also für Tipps sehr dankbar,  wo ich (zunächst im deutschsprachigen Raum?) Verbündete finden könnte für meine beiden Projekte, die ich neben meiner Arbeit im Afrikahaus einigermaßen eifrig (wenn auch ein wenig einsam) verfolge: die Erarbeitung eines grünen Marx-Engels-Lesebuches mit Kommentaren und Bezügen zu  aktuellen ökologischen Problemlagen und  Diskursen und  einer wissenschaftlichen Reflexion mit dem Ziel, an Marx (und Engels) Perspektiven anknüpfend die Notwendigkeit,  Möglichkeit, möglichen Gestalt uns Vernunft einer als  öko-humansistischen Kommunismus  (bzw. öko-kommunistischen Humanismus) vorgestellten Entwicklungsperspektive zu erörtern (mit Marx ins Anthropozän).

hhh, 19. Februar 2016

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Sich um so etwas wie eine öko-humanistische Perspektive zu bemühen, die an Marx wissenschaftlichen Kommunismus anknüpft, heißt natürlich, danach zu schauen, was sich im angelsächsischen Raum in diese Richtung tut. Dass das einiges ist, ist mir nicht entgangen. Aber nun soll aus dem bisher nur gelegentlichen und sozilisationsbedingt leider auch allzu lesefaulen Blick nach Übersee ein systematischer werden.

Mit Gewinn lese ich derzeit einen schon etwas älteren Tagungsbeitrag über Marx kommunistischen Öko-Humanismus von James O‘ Connor, (Prolegomenon to an Ecological Marxism – The Materialist Conception of History) der mir in fast allem aus dem Herzen spricht.  Davon wird hier demnächst noch zu reden sein.

Der Einfachheit halber möchte ich zunächst einige Links zu Texten zusammentragen, die im Internet frei zur Verfügung stehen. (Wer kann, möge für sie spenden wo dies möglich und erwünscht ist) und mich sodann mit diesen auseinandersetzten.

Da wären zum Beispiel:

Capitalism, Nature, Socialism: A Theoretical Introduction

von James O‘ Connor

Marx’s Vision of Sustainable Human Development von Paul Burkett. Abgesehen von den letzten paar Abschnitten, die mir eine allzu enge Vorstellung von Arbeiteremanzipation zu signalisieren scheinen, spricht mir der Beitrag Silbe für Silbe aus Herzen. Burkett erinnert – sehr gut und umfangreich belegt – an die sich bei Marx (und Engels) bis zum Schluss durchziehende Perspektive der Ent-Entfremdung (de-alienation) insbesondere auch in Hinblick auf die Entwicklung (öko-)kommunistischer Aneignungsbedürfnisse gegenber der Naturumwelt.

Fusing Red and Green (Besprechnung von James O’Connor, Natural Causes: Essays in Ecological Marxism) von Paul Burkett.

Organizing Ecological Revolution  von John Bellamy Foster

What Does Ecological Marxism Mean For China?

Ecological Civilization, Indigenous Culture, and Rural Reconstruction in China

Ecological Marxism in China

Global Resource Depletion – Is Population the Problem? Von Fred Magdoff

In der  Monthly Review sind ein ganzer Strauß spannender Beiträge zur Maxist Ecology versammelt:

John Bellamy Foster trug seine Gedanken zum ökologischen Bruch (eigentlich globaler Stoffwechsel-Bruch) unlängst im Rahmen eines „Salelitenseminars“ des Kapital-Lesekurses bei der Rosa Luxemburg Stiftung vor. Davon gibt es einen Ton-Mitschnitt.

Aktuell von JBF: Marx and the Rift in the Universal Metabolism of Nature

Teile der einleitenden Wörter seitens der Veranstalter haben meine Begeisterung allerdings bereits etwas getrübt.

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