Der Focus spülte Leserkommentar in den Lokus

Die in meinem Leserkommentar zur Focus-Online Ausgabe enthaltene Aufforderung, in der Berichterstattung über das Artensterben,  die Erkenntnis, dass „der Mensch“ Schuld  sei, zu spezifizieren und in der Angelegenheit mehr (Öko-) Sozialismus zu wagen, deutete die Onlineredaktion als „Verstoß gegen die Netiquette“ und spülte den Kommentar lieber in den Lokus, als ihn zu veröffentlichen.

Dass das Thema Artensterben nun auch beim Focus im Fokus steht, ist natürlich zu begrüßen. Der Lesermeinungsfilter der Online Redaktion zeigt allerdings, auf welche Behauptungsverhältnisse hier zuerst Rücksicht genommen wird.   Kapitalismus macht die Menschwerdung des Affen ganz schön kompliziert .

Ihr Beitrag: „Der Mensch ist Schuld“ wurde von uns nach Prüfung durch einen Administrator nicht veröffentlicht.

Die Gründe, die zu dieser Entscheidung geführt haben können, entnehmen Sie bitte unserer Netiquette:

http://www.focus.de/community/netiquette

Eine Erläuterung der Ablehnung ist aus personellen und zeitlichen Gründen nicht möglich.

Und hier nun der Verstoß gegen die Focus Etiquette:

Der Mensch ist Schuld

Wenn, wie sie schreiben, der Mensch Schuld am bedrohlichen Artensterben in Ozeanien und anderswo ist, dann wäre es gut auch zu erfahren, wie der Mensch das genau anstellt und was der Mensch tun könnte, um seinem Treiben Einhalt zu gebieten. Immerhin kann der Mensch im Gegensatz zur Ziege, die ihre Umwelt auch ganz gut veröden kann, die Folgen seines Tuns antizipieren. Das hatte schon Engels in seinem Aufsatz über die Menschwerdung des Affen vermerkte wie auch, dass Menschwerdung heißt, Verhältnisse zu schaffen, die den Menschen ein anderes Verhalten ermöglichen. In dem Sinne, wäre es auch im Focus an der Zeit, eine Idee mehr (Öko-) Sozialismus zu wagen :-). Das wäre dann zwar ein relativ kleiner Schritt für die Menschheit, aber für den Fokus doch ein gewaltiger Fortschritt.

Ein neuer Kommentar  (selbstzenziert) hat nun Hürde genommen. Nicht netiquett war offenbar vor allem die Aufforderung, mehr (Öko-) Sozialismus zu wagen :-).

Gut, dass das Artensterben nun auch beim Focus im Fokus steht. Wenn allerdings, wie sie schreiben, „der Mensch“ Schuld am bedrohlichen Artensterben in Ozeanien und anderswo ist, dann wäre es gut zu erfahren, wie der Mensch es anstellt, seinem Treiben Einhalt zu gebieten. Immerhin kann er im Gegensatz zur Ziege, die ihre Umwelt auch ganz gut veröden kann, die Folgen seines Tuns antizipieren. Das hatte schon Engels in seinem Aufsatz über die Menschwerdung des Affen vermerkt, wie auch, dass eine der menschlichen Art gerechte Haltung sei, Verhältnisse zu schaffen, die den Menschen ein anderes Verhalten ermöglichen.

6 Responses to Der Focus spülte Leserkommentar in den Lokus

  1. HeinzWolfgang sagt:

    Zensur im Schnellverfahren: Zweite Fassung auch abgelehnt.
    Hier der Text (mit Anrede und Schlusssatz vom Zensor):

    Hallo Heinzwolfgang,

    Ihr Beitrag: Fahrt vor die Wand

    Wir sind dabei, den eigenen Untergang zu inszenieren und fahren sehenden Auges vor die Wand. Ich bezweifle, dass die Menschheit aus eigener Kraft und Erkentnnis in der Lage ist, das Ruder herumzureissen. Also werden wir den Planeten in einen Zustand versetzen, der es ihm ermöglicht, genügend Antikörper gegen die Seuche Homo sapiens zu entwickeln. So wie Millionen von Arten ausgestorben oder auf einen Minimalbestand geschrumpft sind, wird es uns auch ergehen.  
    Kommentator Peter hat recht: Die Überbevölkerung ist das Problem. Und damit ist vollkommen klar, dass es keine Menschen-gemachte Problemlösung geben wird! Unser Gott heisst Wachstum – und das muss bei der Endlichkeit aller irdischen Ressourcen in die Katastrophe führen.

    wurde von uns nach Prüfung durch einen Administrator nicht veröffentlicht.

    Da kommt man schon ins Grübeln als sensibler Mensch. Was hab ich nur falsch gemacht????

    • hhirschel sagt:

      Sehr geehrter Heinzwolfgang,
      wie bei Leserbriefen auch sehe ich es als das grundsätzliche Recht einer Online-Redaktion oder auch eines Weblogs an, Zuschriften nicht wiederzugeben. „Verstoß gegen eine Netiquette“ sehe ich in meinem Fall allerdings als Hilfskonstrukt. Das mag nun jede/r selbst beurteilen. Ihr Fall aber ist wirklich mehr als grenzwertig. Was Sie falsch gemacht haben, liegt für mich auf der Hand. Ihre Formulierung „die Seuche Homo Sapiens“ verrät abgrundtiefe Menschenverachtung – noch dazu im Zusammenhang mit dem Terminus „Überbevölkerung“. Sie schildern sich als eine sensible Person. Muss man deshalb fürchten, dass Sie eine Art Endlösung der Überbevölkerungsfrage im Schilde führen und bei sich selbst beginnen wollen? Ich hoffe für Sie, dass diese Sorge unbegründet ist – ebenso aber auch, dass Sie sich über die mögliche Wirkung Ihrer Worte in Zukunft mehr Gedanken machen.

      Gruß hh

  2. HeinzWolfgang sagt:

    Sehr geehrter Herr Hirschel,
    ich bin nicht sicher, wie ich Ihre Antwort deuten darf. Wenn Sie sich schon zu einer – zwar im Bereich des Möglichen liegenden, aber wilden – Interpretation meiner Zeilen bemüßigt sehen und daraus eine (durchaus als blanker Zynismus zu verstehende) Befürchtung ableiten, dann sei Ihnen gesagt: Es liegt mir fern, das Ende des Homo sapiens durch meinen eigenen Abgang einzuleiten. Beruhigt?

    Ich muss Ihnen als Journalist gewiss auch nicht erklären, dass drastische Formulierungen, hier die „Seuche Homo sapiens“, als Stilmittel in einer pointierten Darstellung durchaus sinnvoll und üblich sind. Vielleicht ist das nicht Ihr Stil oder des Focus – zugestanden.

    „Abgrundtiefe Menschenverachtung“ aus der Beschreibung einer seit Jahrtausenden belegten Tatsache abzuleiten, ist schon eine kühne Schlussfolgerung. Hart der Grenze zur Beleidigung ist dann schon der Verweis auf „die Endlösung der Überbevölkerung“.

    Sie vermengen hier moralische, politische und wissenschaftliche Kategorien – und ich leite daraus nicht die Schlussfolgerung ab, dass dies Ihrem journalistischen Selbstverständnis entspräche. Ich spreche Ihnen aber durchaus das Recht ab, einen kritischen Menschen, der sich begründete Sorgen um die Zukunft unseres Planeten macht, in schulmeisterlichem Ton mit der Endlösungs-Ideologie in Verbindung zu bringen.

    Wie sagen sie doch so treffend: „…dass Sie sich über die mögliche Wirkung Ihrer Worte in Zukunft mehr Gedanken machen.“

    In diesem Sinne und mit dennoch freundlichen Grüßen
    HW

    • hhirschel sagt:

      Sehr geehrter Heinz Wolfgang,
      bedauerlicherweise vermeiden Sie es immer noch, über die möglichen Wirkungen Ihrer Wortwahl nachzudenken.

      Sie schrieben:

      Es liegt mir fern, das Ende des Homo sapiens durch meinen eigenen Abgang einzuleiten. Beruhigt?

      Ok, Sie wollen also die von Ihnen so genannte „Seuche Homo Sapiens“ nicht mit den üblichen schulmedizinischen Methoden bekämpfen und schon mal bei sich selbst beginnen. Das ist gut. Aber so richtig beruhigt bin ich dennoch nicht, denn Sie bleiben ja dabei, dass „drastische Formulierungen, hier die „Seuche Homo sapiens“, als Stilmittel in einer pointierten Darstellung durchaus sinnvoll und üblich sind.“

      Glücklicherweise irren Sie sich. Die meisten Menschen wissen um das Unheilvolle einer Gleichsetzung von Menschen mit Krankheitserregern und hüten sich davor, mit solchen „Stilmitteln“ einen begrifflichen Dominostein ins Feld zu führen, an dem faschistoide Menschenvernichtungsgelüste ganz wunderbar anknüpfen können.

      Aber auch unterhalb dieser sprachlichen Brückenfunktion für faschistische Strategien zur Lösung angeblicher Überbevölkerungsfragen, deren künftige Realität leider nicht ausgeschlossen werden kann, (zur Reflektion dieser These empfehle ich die Lektüre von „Die Ökonomie der Endlösung“ von Götz Aly und Susanne Heim), wirkt Ihre Pointierung schlicht Gefühlen der Solidarität gegenüber Menschen entgegen, die – im gehörigen Abstand zum eigenen Alltagserleben – die Folgen einer Wirtschaftsweise buchstäblich „ausbaden“ müssen, die eine Minderheit der Erdbevölkerung in die menschenunwürdige Illusion eines Lebens in einem sich ewig ausdehnenden „Einkaufsparadies Erde“ versetzt.

      Sie behaupten:

      Sie vermengen hier moralische, politische und wissenschaftliche Kategorien – und ich leite daraus nicht die Schlussfolgerung ab, dass dies Ihrem journalistischen Selbstverständnis entspräche.

      Ja, so ist das mit den Projektionen. Sie stellen „Überbevölkerung“ als eine wissenschaftlich begründete Tatsache hin und ignorieren die privateigentümliche Rücksichtslosigkeit industrieller Ressourcenausbeutung und die gewaltigen Unterschiede im Nachfragevermögen zwischen verschiedenen Weltregionen, und dass Produktivitätssteigerung und Steigerung der Nachfragemacht in der Regel mit einer Verminderung der Kinderzahl einher gehen. Sie wollen nicht verstehen, was Ihr „Seuche Mensch“ Moralismus anrichten kann und – naklar: Wissenschaft, Politik und Moral bringen die anderen durcheinander und machen sich daher zurecht zum Gegenstand Ihrer Schmähung. Wunderbar!

      Sie schrieben weiterhin:

      „Ich spreche Ihnen aber durchaus das Recht ab, einen kritischen Menschen, der sich begründete Sorgen um die Zukunft unseres Planeten macht, in schulmeisterlichem Ton mit der Endlösungs-Ideologie in Verbindung zu bringen.“

      Sie sollten verstehen, dass Sie selbst es sind, der sich damit in Verbindung bringt. Sicher nicht beabsichtigt. Das glaube ich Ihnen gern. Aber dennoch ist die Assoziation so nahe liegend, dass die Focus Redaktion meines Erachtens hier ganz zurecht einen Verstoß gegen die Netiquette bemängelt.

      Wie sagen sie doch so treffend: „…dass Sie sich über die mögliche Wirkung Ihrer Worte in Zukunft mehr Gedanken machen.“

      Eben!

      In diesem Sinne und mit dennoch freundlichen Grüßen
      HW

      Na, nehmen wir mal diese Freundlichkeit als Zeichen der Hoffnung.

      Gruß Hans Hirschel

      Im Übrigen:

      „Ein US-Bürger trägt z.B. statistisch 16.000mal soviel wie ein Somalier zur globalen CO2-Emission bei“

      Wikipedia vom 4. August 2009

  3. Heinzwolfgang sagt:

    Wenn nur nicht Ihre unerträgliche Überheblichkeit wäre – wir könnten uns durchaus auf eine gemeinsame Basis verständigen. Sie sagen:

    „… und ignorieren die privateigentümliche Rücksichtslosigkeit industrieller Ressourcenausbeutung und die gewaltigen Unterschiede im Nachfragevermögen zwischen verschiedenen Weltregionen, und dass Produktivitätssteigerung, Steigerung der Nachfragemacht in der Regel mit einer Verminderung der Kinderzahl einher geht.“

    Sorry, tue durchaus ich nicht. Aber wird die Verrringerung der Kinderzahl durch diesen Mechanismus schnell genug wirken, um den
    Klimawandel nachhaltig zu bremsen?

    Und: Glauben Sie wirklich, dass Nachfrage und Wachstum ad infinitum weiter gehen können?

    Ich würde unseren kleinen Meinungsaustausch hiermit gern abschliessen.

    Mit freundlichem Gruss
    HW

    • hhirschel sagt:

      Heinz Wolfgang schreibt am 05.08.2009 um 7:25

      „Aber wird die Verrringerung der Kinderzahl durch diesen Mechanismus schnell genug wirken, um den Klimawandel nachhaltig zu bremsen?“

      Es gibt keine Korrelation zwischen Kinderzahl und der Fähigkeit , den Klimawandel zu bremsen. Die hängt vielmehr ab von Fortschritten in der Steigerung der Energieeffizienz, bei der Wärmedämmung, beim Einsatz regenerativer Energieträger, der Zurückdrängung des motorisierten Individualverkehrs, einem Stopp der Zersiedlung und der Möglichkeit, Produkte zu verteuern, deren Produktion und Verbrauch mit einem verhältnismäßig großen CO2 Ausstoß einher gehen (z.B. Fleisch) oder für die Regenwald vernichtet wird (außer Holz Fleisch, Margarine, Kosmetika usw.)

      Und: Glauben Sie wirklich, dass Nachfrage und Wachstum ad infinitum weiter gehen können?

      Das alles ist für mich eben keine Frage des Glaubens. Das ist vielleicht Ihr Problem. Sie verlassen sich zu sehr auf Ihren Glauben an einen direkten Zusammenhang zwischen der Zahl der Menschen und der Fähigkeit zur naturverträglichen Entwicklung mitmenschlicher Verhältnisse.

      Ich würde unseren kleinen Meinungsaustausch hiermit gern abschliessen.

      Na dann viel Spaß beim Vermehren der gewonnenen Erkenntnisse .-)

      Gruß hh

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