Marx hören und verstehen (1) Eine Anmerkung zu einem Vortrag über „Gesellschaftliche Naturverhältnisse“

Manchmal geht Bereicherung auch ohne groß Schaden anzurichten oder um den Preis zusätzlicher Lohnarbeit und anderer Entbehrungen. Der Newsletter der Rosa Luxemburg-Stiftung oder Besuche deren Website sorgen  in der Hinsicht  immer wieder für nette Überraschungen. Die jüngste ist die Entdeckung einer Serie Audio-Dokumentationen zu Themen der Marx’schen Theorie:

Marx hören und verstehen

So bietet sich mir die Gelegenheit, einen Vortrag von Jana Fleming über Gesellschaftliche Naturverhältnisse nachzuhören, der im Rahmen des  Satelitenseminars  eines Marx-Lesekreises über Marx und Ökologie gehalten worden war.

Die Referentin beginnt mit Hinweisen auf die  Entwicklung der Umweltsoziologie, die  zunächst als Naturalismus aufgetreten sei und nach den objektiven  Grenzen des gesellschaftlichen Wirkens auf die Natur gefragt hatte. Dies hätte am besten einem Idealzustand des „ökologischen Gleichgewichts“ zu entsprechen von dem die menschliche Gesellschaft ein Teil sei und in das sich der Mensch deshalb vorsichtig einzupassen hätte. Fleming kritisiert, dass so getan würde als würden es objektiv feststellbare Grenzen der Natur geben an die wir uns zu orientieren haben und dass „damit äußere Zwänge hergestellt werden“, die die Politik aufgreifen würde und mit denen der Rest der Gesellschaft dann leben muss. Zur Illustriert dient ein Beispiel aus der politischen Gegenwart.

So erscheine das klimapolitische „Zwei-Grad-Ziel, das in den Klimaverhandlungen mal verhandelt wurde“,  als eine natürliche Grenze und es bliebe unklar, welche Machtverhältnisse eigentlich hinter solchen Festlegungen steckten:

„Wer sagt, dass die Erde sich nur um zwei Grad erwärmen dürfe? Geht sie dann unter? Bringt die Erderwärmung nicht heute schon katastrophale Auswirkungen mit sich? Wer setzt mit welchen Mittel Grenzen fest, hinter die wir uns nicht mehr bewegen dürfen?“ (Minute 7:30)

Diese „naturalistische Herangehensweise“ sei womöglich ein Grund dafür, warum große Teil der Linken der Ökologiedebatte so lange und immer noch mit großem Widerwillen entgegen treten.

Meiner Meinung nach liegt aber eine andere Erklärung sehr viel näher. Die Art der Darstellung  des Problems zeigt, dass Linke eben auch nur Menschen sind, die sich gegen die Zurkenntnisnahme unangenehmer Wahrheiten mit Händen und Füßen wehren. Und die Wahrheit ist z.B., dass das 2 Grad-Ziel eine politpädagogische Marke ist, die die wissenschaftlich ermittelten Erkenntnisse über die mit der Erwärmung einher gehenden Naturprozesse und die davon ausgehenden Risiken nicht wirklich widerspiegelt. Es ist in Zeiten des Internets im Übrigen ein Leichtes,  die Frage nach der klimapolitischen Rationalität des zwei Grad Ziels auf den Grund zu gehen.

(Wie gut, dass es WIKIPEDIA gibt http://de.wikipedia.org/wiki/2_Grad_Ziel)

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