Einst hatten die Grünen einen „ökologischen Umbau der Industriegesellschaft“ gefordert. Dagegen klingt das Motto des soeben verabschiedeten Wirtschaftskonzept der Partei eher nach einem Blümchentext: „Grüner Wirtschaften für eine lebenswerte Zukunft“ Na gut, oder nicht so gut, weil langweilig.
Trotzdem lesen! Wer weiß.
Also:
Wir sind überzeugt: Wir können besser wirtschaften. Wir können unser aller Lebensqualität verbessern, ohne dass unser Wohlstand auf Kosten der Umwelt, zukünftiger Generationen und ausgebeuteter Menschen geht – und ohne dass wir unsere Wettbewerbsfähigkeit verlieren.
Zwei WIRs wohnen also ach, in der grünen Brust: das um die Wählergunst besorgte Partei-WIR und ein um seine Wettbewerbsfähigkeit bangendes National-WIR. Ob das Konzept später die Idee eines globalen WIR anspricht, , das in der Lage wäre, die Wettbewerbsregeln auf ökologische Vernunft zu trimmen?
Weiter gehts:
Deutschlands Wirtschaft ist im internationalen Vergleich relativ gut durch die Krisen der letzten Jahre gekommen. Viele Menschen sind zufrieden mit ihrem erwirtschafteten Lebensstandard und viele Unternehmen arbeiten erfolgreich und innovativ.
Hmm.
Aber jetzt kommt’s:
Immer mehr sehen die Notwendigkeit, nachhaltiger zu wirtschaften, um auch in Zukunft gut leben zu können. Das sind gute Voraussetzungen, um die großen Herausforderungen mutig und optimistisch anzugehen.
Die Spannung steigt:
Wir haben keine Zeit zu verlieren. Wenn wir so weiter machen, benötigen wir im Jahr 2030 eine zweite Erde, um den Bedarf der Menschheit an Nahrung, Wasser und Energie zu decken.
Eine verantwortungsvolle Politik muss zügig darauf reagieren, dass wir mit unserer Wirtschaftsweise und der menschengemachten Klimakrise an dem Ast sägen, auf dem wir alle sitzen.
Eine gute Zukunft wird es nur dann geben, wenn unser Wirtschaften innerhalb der ökologischen Grenzenunseres Planeten stattfindet, wenn alle Menschen am erwirtschafteten Wohlstand teilhaben können
und unsere Lebensweise nicht mehr dazu führt, dass in anderen Teilen der Welt Menschen ausgebeutet werden und die Umwelt zerstört wird.
Diese Herausforderungen sind unser Ansporn.Um sie zu meistern, ist eine bessere Wirtschaftspolitik unerlässlich.
Wir wollen eine ökologische und soziale Marktwirtschaft, die innovativ, fair und krisenfester ist, die den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht mehr gegen die Natur arbeitet.
Zugegeben, das ist ein anspruchsvolles Ziel.
Es gibt jene, die uns glauben machen wollen, es könne alles so bleiben wie es gerade ist, die Angst machen vor Veränderung
Ängstlichkeit und Schwarzseherei sind nicht unsere Welt.
Wir Grüne wissen, dass die Probleme groß sind – aber die Chancen auf eine Zukunft, in der auch unsere Kinder eine gesunde und intakte Natur vorfinden, sind noch größer.
Wir wollen einen Aufbruch für grüneres Wirtschaften und mehr Lebensqualität. Wir setzen dabei auf Ordnungspolitik mit klaren ökologischen und sozialen Leitplanken für Märkte, um die Natur
vor Übernutzung und die Menschen vor Ausbeutung zu schützen. Die Politik muss Richtung und Ziel vorgeben, den Weg zu den besten Lösungen zu finden, ist Aufgabe der Unternehmen im fairen Wettbewerb.
Zudem hat die Finanzkrise deutlich gemacht, dass Märkte aus den Fugen geraten und irrational werden, wenn sie nicht vernünftig kontrolliert werden oder die Politik falsche Ziele formuliert. Gesamtwirtschaftliche Ungleichgewichte, die mit großen sozialen Verwerfungen einhergehen können, sind die Folge. Ein aktives, stabilisierendes Eingreifen der öffentlichen Hand ist notwend ig, damit Marktwirtschaft funktionieren kann.
Wir setzen darauf, heute die Voraussetzungen zu schaffen für die Lebensqualität von morgen.
Dazu gehört auch, dass private Unternehmen wieder mehr investieren sollten statt ihre Investitionen wie in den letzten Jahren geschehen weiter zurückzufahren
Wirtschaftspolitik kann heute nicht mehr national gestaltet werden. Weltweite Bodendegradation, Überfischung der Weltmeere oder auch der drohende Klimakollaps stellen sich als großes ökologisches, ökonomisches und soziales Problem für alle Länder dar.
Die globalen Finanzmärkte sind in einer gefährlichen Schieflage. Überschüssiges Kapital, hohe Verschuldung und zu geringe Investitionen sind ein erhebliches Risiko für die Stabilität der Weltwirtschaft. Wenn wir das angehen und die großen Herausforderungen wie die Globalisie rung oder die Digitalisierung gestalten wollen, brauchen wir eine europäisch abgestimmte Wirtschaftspolitik und eine stärkere internationale Zusammenarbeit. Doch Europa kann nur dann wieder Leuchtkraft entwickeln, wenn es seine eigenen Probleme in den Griff bekommt. Daher haben wir auf unserem Länderrat im Frühjahr 2015 in Berlin einen Green New Deal für Europa gefordert, der die tiefe ökologische, ökonomische und soziale Krise, in der unser Kontinent steckt, aktiv angeht.
Ok, und wie gehts jetzt weiter?
Die Herausforderungen sind groß.
Wir wollen die Wirtschaft voranbringen im Dialog mit Unternehmen, Gewerkschaften und Wissenschaft, durch faire Regeln und ökologische Vorgaben.
Wir wissen, dass diese Veränderungen mit Anstrengungen und Unsicherheiten verbunden sind.
Es ist uns bewusst, dass nicht alles sofort umsetzbar ist. Doch Richtung und Ziel müssen stimmen, verbindlich und verlässlich. Wir können und werden umsteuern. Wir wollen anders wirtschaften – wir wollen grüner wirtschaften für eine lebenswerte Zukunft
Zwischenüberschrift. Wirds jetzt konkret? „Günes Wirtschaft ist ökologisch“ Hätte ach heißen können: „Ökologisches Wirtschaften ist grün“ Aber ich will nicht zu pinnelig sein.
Dafür ist es notwendig, Deutschland bis zur Mitte des Jahrhunderts vollständig zu dekarbonisieren und die Überlastung von Böden, Trinkwasser und Meeren und die Vergiftung unserer Umwelt durch Plastik und Chemikalien zu stoppen.
Die planetaren Grenzen nicht zu überschreiten, wird nur gelingen, wenn wir die Art, wie wir uns fortbewegen, ernähren und produzieren ökologisch modernisieren. Daran müssen wir die Wirtschaftspolitik ausrichten, so dass Kosten durch Umwelt- und Gesundheitsschäden, nicht weiter vergemeinschaftet werden.
Durch ehrgeizige, planbare und langfristig verlässliche Vorgaben wollen wir für die Wirtschaft und mit den Unternehmen einen Pfad in eine ökologisch saubere und sozial verträgliche Zukunft ebnen.
Die ökologische Modernisierung der deutschen Wirtschaft kann gerade auch aufgrund der starken industriellen Basis zu einem Vorzeigeprojekt werden, das den Weg hin zu einer klimaneutralen Weltwirtschaft weist.
Mit der Energiewende haben wir gezeigt, dass ein solches Projekt neuewirtschaftliche Dynamik entfacht und zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft. Mit einer Mobilitätswende, die auf eine Stärkung von ÖPNV, Fahrrad und Bahn und den zügigen Übergang zur E-Mobilität setzt, und mit einer Agrarwende, die aus der Gentechnik und der industriellen Massentierhaltung aussteigt, wollen wir diesen Weg weitergehen
Ok, aber warum fehlt bei der Charakterisierung der grünen Agrarwende der Ausstieg aus der agrochemielastigen Bodenbearbeitung oder der Palmölwarensinn?