Teil I | Teil II
Teil III meiner Auseinandersetzung mit dem Beitrag Franz Schandls Beitrag (das unschuldige Ding) zum Schwerpunkt des „wertkritischen“ Magazin Streifzüge 70/2017 zur möglichen Bedeutung des Gebrauchswerts für eine Theorie der Befreiung.
Sich die Gebrauchswertseite der gegenwärtigen Vergesellschaftsbedingungen genauer anzuschauen und daraufhin den Gebrauchswert diesbezüglicher Reflexionen von Marx für die Konstruktion vernünftiger Wegweiser aus dem kapitalistischen Chaos kritisch zu betrachten, ist ein Verdienst des Streifzüge Schwerpunktes. Bisher bleibt es mir allerdings ein Rätsel, worauf das Ganze hinauslaufen soll. Ich vermute Probleme mit zwei Dogmen, die in weiten Teilen einer sich „marxistisch“ verstehenden Weltanschaung eine Rolle spielen, nämlich, dass 1.) im Kapitalismus Bedürfnisse (nach Verfügung über Gebrauchswerte) keine Rolle spielen und 2.) dass es darauf ankäme, die Bedürfnisse zur Macht zu verhelfen.
Wie in den Teilen I/III und II/III gehe ich abschnittsweise vor
Der Verzehr von Gebrauchswerten ist Bedingung zur unermüdlichen Reproduktion des Kapitals, sowohl was Materialien, Maschinen und Werkzeuge betrifft – konstantes Kapital c; als auch was die Reproduktion der Arbeitskraft ausmacht – variables Kapital v. Wir sprechen vom Kreislauf der gesellschaftlichen Reproduktion unter kapitalistischen Prämissen. Produktion ist Konsumtion wie umgekehrt. (Vgl. MEW 13, S. 622 ff.)
Das ist unzweifelhaft richtig, zumal Verzehr überhaupt Grundbedingung eines jedes Lebens ist, wie auch immer es organisiert ist.
Selbst in der (privaten) Konsumtion von Lebensmitteln des alltäglichen Bedarfs wirkt der Gebrauchswert wertbildend, denn er stellt die Ware Arbeitskraft erst her resp. stets wieder her.
Nicht ganz, denn weder wirkt der Gebrauchswert im Allgemeinen noch der konkret von Butter und Milch wertbildend auf den gesellschaftlichen Tauschwert der Ware Arbeitskraft. It’s the economy stupid! Hinsichtlich der Ware Arbeitskraft wertbildend wirkt der TAUSCHWERT der Lebensmittel, deren Verzehr ihrer (Wieder-) Herstellung dient.
„Das Kapital hat sein Material durch die Arbeit und die Arbeit durch sein Material konsumiert; es hat sich als Gebrauchswert konsumiert, aber nur als Gebrauchswert für es selbst, als Kapital. Seine Konsumtion als Gebrauchswert fällt also hier selbst in die Zirkulation, oder vielmehr es setzt selbst den Anfang der Zirkulation oder ihr Ende, wie man will. Die Konsumtion des Gebrauchswertes fällt hier selbst in den ökonomischen Prozess, weil der Gebrauchswert hier selbst durch den Tauschwert bestimmt ist. In keinem Moment des Produktionsprozesses hört das Kapital auf, Kapital zu sein, oder der Wert auf, Wert zu sein und als solcher Tauschwert.“ (MEW 42, S. 232)
Hier geht es allerdings zunächst um den produktiven bzw. tauschwertproduktiven Konsum der Arbeitskraft, dessen Gebrauchswert FÜR DAS KAPITAL eben darin besteht, aus Tauschwert mehr Tauschwert in den eigenen Händen zu machen. während für den lebendigen Gebrauchswertträger selbst der Gebrauchswert seines Arbeitsvermögens dessen – als Lohn oder Gehalt realisierter – Tauschwert ist. Tür den lebendigen Gebrauchswertträger selbst ist der spezifische Gebrauchswert seiner Ware (Arbeitskraft), gesellschaftlichen Tauschwert zu haben. Für seinen Konsumenten besteht er darin, gesellschaftlichen Tauschwert HERSTELLEN zu können. Der selbe Gebrauchswert, nämlich die Fähigkeit, an der Herstellung von etwas mitwirken zu können, das sich verkaufen lässt, weil es für jemandem Gebrauchswert hat, der bereit und in der Lage ist, eine bestimmte Summe Geldes dafür herzugeben) teilt sich hier also entsprechend der sozialen Verhältnisse, in denen er existiert in zwei Gebrauchswerte mit gegensätzlichem Klassencharakter.
Im zweiten Teil spricht Marx den privaten Konsum der Lohnarbeitsvermögenden an. Durch den Konsum der Lebensmittel wird deren spezifischer Tauschwert vernichtet, überträgt sich aber, insofern deren Verzehr sich als gesellschaftlich notwendig erweist (sich als Gewohnheit etabliert hat) auf den Wert der mit seiner Hilfe hergestellten bzw. wiederhergestellten Ware Arbeitskraft. Deren Tauschwert hat allerdings für das Kapital keinen unmittelbaren Gebrauchswert. Er ist notwendiges Übel, wie die Lohnarbeitsvermögenden den für Milch und Butter zu zahlende Preis als notwendiges Übel in Kauf zu nehmen haben.
Der Gebrauchswert ist im Gegensatz zum Wert allgegenwärtig: In der Produktion werden Gebrauchswerte angewendet (Arbeitskräfte, Rohprodukte, Gebäude, Materialien, Maschinen), in der Zirkulation werden für Gebrauchswerte Preise bezahlt, die den Tauschwerten ungefähr entsprechen. In der Konsumtion werden Gebrauchswerte dann produktiv oder individuell konsumiert. Der Tauschwert tritt (ausgenommen im Kredit) nur auf im Moment seines Verschwindens, d.h. des Bezahlens. Ansonsten ist er zwar zugegen, aber nicht gegenwärtig. Er tritt auf als Phantom, fungiert quasi als Spuk im Hintergrund. Der Wert ist das Gespenst des Kapitals.
Das ist in der Tat wahr und schön beschrieben. Nur leider folgt dem ein idealistischer Fehlschluss:
Solange an diesen Geist geglaubt wird, hat er auch ganz real Macht. Die Realisierung des Gespenstes ist der Glaube daran. Fixierung sorgt für Gewissheit.
Eine neue Variante des falschen Glauben, dass der falsche Glaube Schuld ist? Das obige wörtlich zu nehmen hieße jedenfalls, die materiellen Grundlagen dies „Gespenstes“, sprich, die Privateigentümlichkeit der kapitalistischen Aneignungsverhältnisse und die sich daraus ergebenen Behauptungszwänge zu verkennen. Und genau das scheint mir ein Grundproblem eines auf „Ideologiekritik“ fixierten Anti-Kapitalismus zu sein.
Um als Ware auftreten zu können, muss die Transzendentalform Tauschwert beständig ihre Erscheinungsform Gebrauchswert ändern.
Tauschwert Erschenungsfprm des Gebrauchswert? Nicht ganz! Der Tauschwert ist nicht wirklich eine Erscheinungsform des Gebrauchswertes. Der Tauschwert einer Ware zeigt sich in dem was dafür eingetauscht werden kann. Der TAUSCHWERT von Geld misst sich im Gebrauchswert der Güter, Dienste usw. die dafür zu haben sind. Der TAUSCHWERT der dafür eingetauschten Gebrauchswerte zeigt sich wiederum im Geld, das zu zahlen ist bevor die, die sie als Gebrauchswerte begehren, daüber vefügen können. FÜR VERKÄUFER zweigt sich der GEBRAUCHSWERT der Ware im GEBRAUCHSWERT des Geldes, das dafür zu haben ist, nämlich den TAUSCHWERT jeder anderen Ware zu repräsentieren. Der TAUSCHWERT der zum Aufbau des Lohnarbeitsvermögens notwendigen Lebensmittel verschwindet mit dem Verzehr dieses ihres Gebrauchswerts. Er wird zum GEBRAUCHSWERT einer neuen Ware (der Ware Arbeitskraft)die für dessen Verkäufer den gebrauchswert hat, sein TAUSCHWERT zu sein und für das Kapital den GRBRAUCHSWERT, Gerauchswerte für andere zu produzieren und sich den damiit verbudenen Zuwachs an Tauschwertträgern anzueignen.
Arbeit bewerkstelligt diese Transformation von Wert in einen anderen Gebrauchswertkörper: „Für die Zirkulation des Warenkapitals W’–G’ sind bestimmte Schranken durch die Existenzform der Waren selbst, ihr Dasein als Gebrauchswerte gezogen. Sie sind von Natur vergänglich. Gehn sie also innerhalb gewisser Frist nicht in die produktive oder individuelle Konsumtion ein, je nach ihrer Bestimmung, werden sie, in andren Worten, nicht in bestimmter Zeit verkauft, so verderben sie und verlieren mit ihrem Gebrauchswert die Eigenschaft, Träger des Tauschwerts zu sein. Der in ihnen enthaltene Kapitalwert, resp. der ihm angewachsne Mehrwert, geht verloren. Die Gebrauchswerte bleiben nur Träger des perennierenden und sich verwertenden Kapitalwerts, soweit sie beständig erneuert und reproduziert, durch neue Gebrauchswerte derselben oder andrer Art ersetzt werden. Ihr Verkauf in ihrer fertigen Warenform, also ihr durch denselben vermitteltes Eingehn in die produktive oder individuelle Konsumtion, ist aber die stets sich erneuernde Bedingung ihrer Reproduktion. Sie müssen innerhalb bestimmter Zeit ihre alte Gebrauchsform wechseln, um in einer neuen fortzuexistieren. Der Tauschwert erhält sich nur durch diese beständige Erneuerung seines Körpers. Die Gebrauchswerte verschiedner Waren verderben rascher oder langsamer; es kann also mehr oder weniger Zwischenzeit zwischen ihrer Produktion und ihrer Konsumtion verstreichen; sie können also, ohne zugrunde zu gehn, kürzer oder länger in der Zirkulationsphase W–G als Warenkapital ausharren, kürzre oder längre Umlaufszeit als Waren ertragen.“ (MEW 24, S. 130)
Eine klare Darstellung von Marx. Aber was hat das Dargelegte mit der Behaupttung zu schaffen, dass Arbeit die „Transformation von Wert in einen anderen Gebrauchswertkörper“ bewerkstellige. Ob sich dieses Rätsel noch auflösen wird?
Man kann sich vorerst des Gedankens nicht erwehren, dass im Marx’schen Werk der Gebrauchswert eher beiläufig Eingang gefunden hat, somit eine nachrangige Rolle spielt und eine ebensolche Behandlung erfährt. Doch ganz so ist es nicht. Vor allem in den Grundrissen erleben wir einen Denker, der abseits der Gemeinplätze Überlegungen entwickelt, die nicht in dieses Schema passen. Des Öfteren durchbricht er das von ihm selbst reproduzierte krude ABC des Gebrauchswerts.
Erst einmal tut sich ein neues Rätsel auf. Was mag dieses „krude ABC des Gebrauchswertes“ sein, das Marx nach Schandls Worten reproduzerte? Ohne Zweifel hat Marx der Nachwelt eine Menge Aufgaben übrig gelassen hinsichtlich der Notwendigkeit einer genaueren Betrachtung des Warengebrauchswertes – etwa hinsichtlich seiner Bedeutung im Konkurrenzkampf als Mittel der Generierung von Extraprofit und damit – ungewollt – als beständiger Anreiz, die materialle Basis des menschlichen Reichtums weiter zu entwickeln. Wie ließe sich – gebrauchswertphilosophisch betrachtet – der Übergang zu einem kommunistisch reflektierten und mitbestimmten Begehren nach Mittel der Existenzsicherung oder Bereicherung denken? Aber ein „krudes Gebrauchswerte ABC“ kann ich bei Marx jetzt eher nicht entdecken.
Marxens Präzisierungen laufen ihm jedenfalls zuwider.
Aha?
Der Marx’sche Gebrauchswert wird somit zu einem Grenzgänger, der einmal innerhalb und einmal außerhalb der politischen Ökonomie angesiedelt wird.
„Die besondre Natur des Gebrauchswerts, worin der Wert existiert oder die jetzt als Körper des Kapitals erscheint, erscheint hier als selbst formbestimmend und die Aktion des Kapitals bestimmend; einem Kapital eine besondre Eigenschaft gebend gegen das andre; es besondernd. Wie wir schon an mehren Fällen sahen, ist daher nichts falscher als zu übersehn, dass die Unterscheidung zwischen Gebrauchswert und Tauschwert, die in der einfachen Zirkulation, soweit sie realisiert wird, außerhalb der ökonomischen Formbestimmung fällt, überhaupt außerhalb derselben fällt. Wir fanden vielmehr auf den verschiednen Stufen der Entwicklung der ökonomischen Verhältnisse den Tauschwert und Gebrauchswert in verschiednen Verhältnissen bestimmt, und diese Bestimmtheit selbst als verschiedne Bestimmung des Werts als solchen erscheinend. Der Gebrauchswert spielt selbst als ökonomische Kategorie eine Rolle. Wo er dies spielt, geht aus der Entwicklung selbst hervor.“ (MEW 42, S. 546)
Das erforert eine nähere Betrachtung des Zusammenhangs. (Später). Auf dem erste Blick ist her nur so viel gesagt, dass der Tauschwert einer Ware, d.h. eines zum Verkauf/Kauf stehenden Gebrauchswertes in verschiedener Weise als ein WERT (jenseits von Tausch- und Gebrauchswert) erscheint, der mit der Ökonomie (der zu seiner Reproduktion gesellschaftlich notwendig erforderlichen Arbeitszeit) nichts zu tun habe. Und natürlich ist nichts falscher als das.
Der esoterische Marx behauptet nunmehr:
?
„Die Ware selbst erscheint als Einheit zweier Bestimmungen. Sie ist Gebrauchswert, d.h. Gegenstand der Befriedigung irgendeines Systems menschlicher Bedürfnisse. Es ist dies ihre stoffliche Seite, die den disparatesten Produktionsepochen gemeinsam sein kann und deren Betrachtung daher jenseits der politischen Ökonomie liegt. Der Gebrauchswert fällt in ihren Bereich, sobald er durch die modernen Produktionsverhältnisse modifiziert wird oder seinerseits modifizierend in sie eingreift. Was im allgemeinen anstandshalber darüber gesagt zu werden pflegt, beschränkt sich auf Gemeinplätze, die einen historischen Wert hatten in den ersten Anfängen der Wissenschaft, als die gesellschaftlichen Formen der bürgerlichen Produktion noch mühsam aus dem Stoff herausgeschält und mit großer Anstrengung als selbständige Gegenstände der Betrachtung fixiert wurden.“ (MEW 42, S. 767, vgl. auch S. 741.)
In seiner letzten ökonomischen Schrift, den „Randglossen zu Adolph Wagners ‚Lehrbuch der politischen Ökonomie‘“ (1879/1880) schreibt er dezidiert, dass „der Gebrauchswert ‒ als Gebrauchswert der ‚Ware‘ ‒ selbst einen historisch-spezifischen Charakter“ (MEW 19, S. 370) besitzt.
Also noc ein Rätsel. Was soll daran „esoterisch“ sein und worin soll der Unterschied zwischen den Ausssagen in den Grundrissen bestehen?
Wo Marx ungezwungen seine Sichtweise explizierte, er über die Unterscheidung hinausdachte, verwirft er des Öfteren den Gebrauchswert als Daseinsbedingung der zweiten Natur, nimmt im Gegensatz dazu eine geradezu strikt „historisch-spezifische“ Einordnung vor.
Was ist das anderes als eine Tautologie? Betrachtet Marx explizit den Gebrauchswert, wie er sich in seiner historisch spezifischen Form als etwas darstellt, das gekauft werden muss um ihn sich aneignen zu können, spricht er explizit über den Gebrauchswert, wie er sich in seiner historisch spezifischen Form als etwas darstellt, das gekauft werden muss um ihn sich aneignen zu können. Wo ist die Sensation?
Die dialektische Methode verlangte nach einer Differenzierung der Ware in ihre Aspekte, um überhaupt die Verwertung des Werts darstellen zu können, ebenso aber auch die Wiederverschmelzung der beiden in der konkreten Ware. Während erster Aufgabe breiter Raum gewidmet wurde, blieb letztgenannte in Skizzen stecken.Der Gebrauchswert mag ohne Wert zu denken sein, aber er ist ohne Wert nicht zu fassen.
Das scheint mit jetzt nur die Wiederholung des nun schon mehrmals Behaupteten. Also noch einmal: Nein, die Unterscheidung von Gebrauchswert und Tauschwert ist nicht nur eine gedankliche Konstruktion sondern eine praktische, auch wenn die Interaktionsbedingungen einen anderen Eindruck hervor rufen – bekannt als Fetischcharakter der Ware. Der Tauschwert rührt NICHT aus dem Gebrauchswert. Unter der Bedingung freier Konkurrenz rührt er aus der Arbeitszeit, die die Reproduktion des Gebrauchswerts notwendigerweise erfordert.
Will eine umfassende Kritik der Ware geleistet werden, dann kann sie
[die dialektische Methode]
die stoffliche Dimensionierung des Gebrauchswerts nicht bloß auf den Wert resp. Tauschwert überwälzen, sondern sie muss die Ware in ihrer Totalität infrage stellen. Der Tauschwert ist dem Gebrauchswert nicht äußerlich. In der Ware sind sie untrennbar eins, erst deren Analyse muss sie differenzieren, um eben die Ware inhaltlich zu durchdringen.
Sollte „die dialektische Methode“ tatsächlich gewillt sein, „eine umfassende Kritik der Ware leisten“ zu wollen, sollte man ihr vielleicht den Gedanken nahe legen, dass das zu Kritisierende und gegebenenfalls zu Überwindende im Grunde die privateigentümliche Form der Aneignung produzierter (bzw. zu produzierender) Mittel der Existenzsicherung und Bereicherung ist und deshalb nach folgendem zu fragen wäre:
- Was macht die Überwindung der Aneignung von Tauschwert bzw. Tauschwertzuwächsen von Dingen, bzw. Leistungen, von deren Aneignung sich Menschen einen Gewinn versprechen, als grundlegende Vergesellschaftungsweise notwendig, möglich und – sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich bzw. ökologisch – vernünftig?
- Was hemmt und was schafft die Voraussetzungen einer Vergesellschaftung, die auf Grundlage (öko-) kommunistisch bestimmter Produktion und Aneignung von Gütern und Leistungen (und eine dies stützende Forschung, Pflege, Reflexion etc.) funktionierte?
Dabei wäre selbstredend alles von Relevanz, das die privateigentümliche Borniertheit des Wunsches, über etwas verfügen zu können (bzw. etwas zur Verfügung stellen zu können, das andere begehrenswert finden) aufheben, d.h. die Entwicklung (öko-) kommunistischer Interessiertheit an der gesamtgesellschaftlichen bzw. ökologischen Vernunft des eigenen Wohls förderte.
Marx ausnahmsweise einmal ganz deutlich in diesem Sinne:
„Wir haben vorher gesehen, dass nicht gesagt werden kann, dass sich der Tauschwert in der einfachen Zirkulation realisiert. Es geschieht dies aber deswegen, weil ihm der Gebrauchswert nicht als solcher gegenübertritt, als ein durch ihn selbst als Gebrauchswert bestimmter; während umgekehrt der Gebrauchswert als solcher nicht im Verhältnis steht zum Tauschwert, sondern nur dadurch bestimmter Tauschwert wird, dass die Gemeinsamkeit der Gebrauchswerte ‒ Arbeitszeit zu sein ‒ als äußrer Maßstab an sie angelegt wird. Ihre Einheit fällt noch unmittelbar auseinander und ihr Unterschied noch unmittelbar in eins. Dass der Gebrauchswert als solcher wird durch den Tauschwert und dass der Tauschwert sich selbst vermittelt durch den Gebrauchswert, muss nun gesetzt sein.“ (MEW 42, S. 194-195)
Nun heißt: jetzt, mit der Warenproduktion. So what?
So kommt der Marx der Grundrisse zu der Erkenntnis, „dass die Unterscheidung von Gebrauchswert und Tauschwert in die Ökonomie selbst gehört und nicht, wie Ricardo tut, der Gebrauchswert als einfache Voraussetzung tot liegen bleibt“ (MEW 42, S. 240).
Ja, und dabei bleibt auch der Marx des Kapitals. (Gehört zum Komplex Verwechslung von überhistorischer Existenz von Gebrauchswert als solcher und der Untersuchung ihrer spezifisch historischen Bedingtheiten )
Die Gemeinsamkeit der Gebrauchswerte liegt im Tauschwert.
Nicht der Gebrauchswerte, sondern Gebrauchswerte VON WAREN haben gemeinsam, dass sie gegen Geld eingetauscht werden können, (während die Ware Geld gegen die Gebrauchswerte beliebiger Waren eingetauscht werden kann). Und das ist so, weil sie im Gegensatz zu anderen Gebrauchswerten allesamt für den Verkauf bestimmte Arbeitsprodukte sind.
An sich gibt es weder den einen noch den anderen. Um ein Produkt in Wert zu setzen, muss es Gebrauchswert haben (oder zumindest erfolgreich unterstellen). Denn: Gebrauchswerte werden getauscht, nicht Tauschwerte. Beim Handeln geschieht etwas ganz Seltsames, das nur deshalb nicht als eigenartig auffällt, weil wir nichts anderes gewohnt sind: Gekauft und verkauft wird der Gebrauchswert, aber bezahlt wird mit dem Tauschwert vulgo Geld, um wiederum zu anderen Gebrauchswerten zu kommen. So funktioniert die ständige Produktion und Zirkulation von Waren.
Was ist daran seltsam? Mit welchem Gebrauchswert sollten denn Brot, Butter oder Arbeitsvermögen eingetauscht werden?
Wenn Marx außerdem davon spricht, dass die „Gemeinsamkeit der Gebrauchswerte“ darin besteht „Arbeitszeit zu sein“ (MEW 42, S. 194), dann wird abermals deutlich, dass der Gebrauchswert nur als Bestandteil und Kategorie der politischen Ökonomie zu denken ist. Wohlgemerkt, er sagt hier nicht lapidar Arbeit, er sagt partout „Arbeitszeit“, er verweist also nicht auf die erste Ebene konkreter Arbeit, sondern auf die zweite Dimension, die abstrakte Arbeit.
Und noch einmal: Marx spricht hier vom Gebrauchswert von WAREN. Leider kann ich die in dem Zitat genannte Aussage, dass „die Gemeinsamkeit der Gebrauchswerte“ darin besteht, „Arbeitzeit zu sein“ auf der angegebenen Seite nicht finden. Aber es ist ja auch immer gut einen Anlass zu haben, in die Grundrisse zu schauen. Auf Seite 193 heißt es dort:
Sobald er die Bewegung vom Kapital erhalten, ist dieser Gebrauchswert als die bestimmte, produktive Tätigkeit des Arbeiters; es ist seine auf einen bestimmten Zweck gerichtete und darum in bestimmter Form sich äußernde Lebendigkeit selbst.
MEW, 42, S. 193
„Sobald er die Bewegung als Kapital erhalten …“
Ok, zurück zum esoterischen Franz Schandl:
Marx „Kritik“ des Fetischismus nachjustieren?
Aus dem bisher Gesagten folgt freilich auch, dass es notwendig ist, die Kritik des Fetischismus nachzujustieren. Marx schreibt:
„Eine Ware scheint auf den ersten Blick ein selbstverständliches, triviales Ding. Ihre Analyse ergibt, dass sie ein sehr vertracktes Ding ist, voll metaphysischer Spitzfindigkeit und theologischer Mucken. Soweit sie Gebrauchswert, ist nichts Mysteriöses an ihr, ob ich sie nun unter dem Gesichtspunkt betrachte, dass sie durch ihre Eigenschaften menschliche Bedürfnisse befriedigt oder diese Eigenschaften erst als Produkt menschlicher Arbeit erhält. Es ist sinnenklar, dass der Mensch durch seine Tätigkeit die Formen der Naturstoffe in einer ihm nützlichen Weise verändert. Die Form des Holzes z.B. wird verändert, wenn man aus ihm einen Tisch macht. Nichtsdestoweniger bleibt der Tisch Holz, ein ordinäres sinnliches Ding. Aber sobald er als Ware auftritt, verwandelt er sich in ein sinnlich übersinnliches Ding. Er steht nicht nur mit seinen Füßen auf dem Boden, sondern er stellt sich allen andren Waren gegenüber auf den Kopf und entwickelt aus seinem Holzkopf Grillen, viel wunderlicher, als wenn er aus freien Stücken zu tanzen begänne.“ (MEW 23, S. 85)
Die Spannung steigt.
Es ist also tatsächlich infrage zu stellen, ob die kategorische Aussage Marxens: „Der mystische Charakter der Ware entspringt also nicht aus ihrem Gebrauchswert“ so einfach stimmen kann.
Welche Berechtigung dem „also“ zukommt, bleibt mir erst einmal ein Rätsel. Einen logischen Schluss in Richtung des formulierten Gebots kann ich jedenfalls nicht entdecken.
Die theologische Mucke liegt möglicherweise auch im Gebrauchswert, gehen wir mit Marx davon aus, dass dieser es ist, der elementar zur Verwertung des Werts durch eine besondere Ware Arbeitskraft beiträgt.
Ja, gehen wir „mit Marx“ davon aus, dass unverkäuflicher Gebrauchswert keine Ware, weil unverkäuflich ist bzw. umgekehrt, Verkäuflichkeit einen Gebrauchswert für den potenziellen Kunden voraussetzt, den dieser sich nicht anders aneignen kann, als den Gebrauchswertträger zu kaufen.
„Dieser Fetischcharakter der Warenwelt entspringt, wie die vorhergehende Analyse bereits gezeigt hat, aus dem eigentümlichen gesellschaftlichen Charakter der Arbeit, welche Waren produziert“,
sagt er selbst zwei Seiten später. (MEW 23, S. 87)
Marx spricht hier vom Charakter der Arbeit, nicht vom Charakter der Arbeitskraft.
Ja, natürlich. Die Lohnarbeit ist davon charakterisiert, dass sie genötigt ist, Gebrauchswerte für fremde Zwecke herzustellen, unterteilt in Tauschwert, der vom Kapital angeeignet wird, und Lebensmittel und sonstige Dinge, die Kunden mögen, die von letzteren angeeignet werden. Gebrauchswerte haben also – wie bereits erwähnt – einen Klassencharakter.
Diese Arbeit ist der Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft.
So ist es.
Noch einmal: Die Arbeit, die Waren produziert, ist ein Gebrauchswert, kein Tauschwert.
Genau, während die ARBEITSKRAFT eine Ware mit Gebrauchswert und (Tausch-) Wert ist.
In ihr verschmelzen quasi sinnliche und übersinnliche, konkrete und abstrakte Eigenschaften zu einem Ganzen, der Ware.
Nicht ganz. Die mittels Lohn- und Gehaltsarbeit produzierte Ware ist keine Eigenschaft der Lohnarbeit in die „quasi sinnliche und übersinnliche, konkrete und abstrakte Eigenschaften“ verschmolzen sind. Vielmehr verschmelzen in den mittels Lohnarbeit für den Markt produzierten Trägern von Gebrauchswert für andere 1.) konkret geleistete Arbeit für das von anderen Begehrte und 2.) ein durch Produktivitätsniveau bestimmtes und über die Konkurrenz vermitteltes Maß an Arbeitszeit, die zur Reproduktion der erarbeiteten Ware gesellschaftlich notwendig zu verausgaben ist. Alles längst bekannt. Kleines Einmaleins.
Die strikte und exklusive Postierung des Fetischismus im Wert (resp. Tauschwert) ist zu problematisieren.
Was für ein Satz! Gut, Franz Schandl sieht ein Problem darin, dass Marx den Fetischcharakter der Ware lediglich an der Illusion festmacht, dass die Tauschwerte von Waren als eine stoffliche Eigenschaft der Gebrauchswerte erscheinen.
Die Ware als Einheit selbst ist gesamtideeller Ausdruck und Überträger des Fetischismus, wenngleich auf die Aspektierung geachtet werden sollte. Nicht von ungefähr sprechen wir auch von Warenfetischismus.
Wer soll das verstehen? Die Ware als Einheit von Gebrauchswert und Wert (Tauschwert) ist Überträger des Fetischismus? Fetischismus eine ansteckende Krankheit, die von Waren übertragen wird?
Sicher: der durch die kapitalistische Vergesellschaftungsweise (Stichwort „Entfremdung“) vermitttelte – falsche – Eindruck, dass die sich hinter den Rücken der Beteiligten herstellenden Produktions- bzw. Aneignungsbeziehungen in Wirklchkeit Beziehung von oder zu Dingen bzw. Eigenschaften von Dingen seien, zeigt sich nicht nur in der Vorstellung, dass der Preis einer Ware eine – dieser Ware eigenen – Funktion ihres Gebrauchswerts ist. Der den Blick auf die tatsächlichen Beziehungsgeflechte trübende Warensinn geht in der Tat weiter. Er reicht bis ins alltägliche (Un-) Rechtsbewusstsein und bestimmt damit auch das – falsche – Selbstbewusstsein mit. (Siehe den Mehr (Öko-) Kommunismus wagen 😉 Beitrag „Sind wir des Warensinns?) . Menge und Qualität der in Wirklichkeit durch eine endlose Kette an Naturvorgängen und menschlicher Anstrengungen geschaffenen Gebrauchswerträger, die im Tausch gegen Geld angeeignet werden können, erscheinen als das – gerechte – Ergebnis der EIGENEN Anstrengungen. Sinkt etwa der Preis einer begehrten Ware erscheint das erreichte Mehr an Kaufkraft als Steigerung der EIGENEN LEISTUNG (oder dem mittels Transfersleistungen hergestellten Grad an sozialer Gerechtigkeit) egal, ob die zum Preisverfall nötigende Senkung des Warenwertes Ergebnis von verstärktem Raubbau an Mensch und Natur ist, oder diese gerade – weil für das Kapital selbst kostspielig – vermieden werden konnte.
Ob Schandl eigentlich in diese Richtung möchte, geht aus dem bisher Aufgelesenem aber (noch?) nicht wirklich hervor.
Lohnarbeit als Gebrauchswert
Der Tauschwert der Lohnarbeit ist nicht verschieden von anderen Waren, der Gebrauchswert der Lohnarbeit sehr wohl. Der spezifische Gebrauchswert der Ware Arbeitskraft liegt darin, dass sie als Arbeit im Produktionsprozess mehr Wert erzeugt, als in der Zirkulation für sie ausgelegt werden musste.
Naja, nicht exakt für die Arbeit sonder für die Arbeitskraft.
„Gebrauchswert für das Kapital, ist die Arbeit bloßer Tauschwert für den Arbeiter; vorhandner Tauschwert.“ (MEW 42, S. 227)
Die Konsumtion des Gebrauchswerts der Arbeit durch das konstante Kapital schafft mehr Wert, als diese zuvor hatte.
Noch einmal: nicht die (noch gar nicht geleistete) Arbeit hatte Wert sondern die des Gebrauchswertträgers Arbeitskraft.
Gekauft wird diese Ware ob ihres eigentümlichen Gebrauchswerts, mehr Tauschwert abzuwerfen, als sie gekostet hat. Mit jeder Ware wird etwas gekauft, das produziert wurde und via Markt für die Konsumtion freigegeben wird. Im Prinzip trifft das auch auf die Ware Arbeitskraft zu. Nur: In der Ware Arbeitskraft wird etwas getauscht, das zwar produziert wurde, aber in futurum noch produzierend tätig wird.
Die Agenten des konstanten Kapitals kaufen nicht wirklich die lebendige Arbeit sondern das Recht, sie Waren produzieren zu lassen und sich den Verkaufserlös dieser Waren anzueignen.
In der Ware Arbeitskraft wird lebende Arbeit gekauft, nicht tote Arbeit. Die Arbeitskraft ist nicht nur Produkt, sie ist selbst Produzierendes. Erworben wird„die Arbeit nicht als Gegenstand, sondern als Tätigkeit; nicht als selbst Wert, sondern als die lebendige Quelle des Werts“. (MEW 42, S. 217)
Wird auch nicht besser, wenn Marx in den Grundrissen tatsächlich selbst behauptet haben sollte, dass die lebendige Arbeit als Täigkeit ERWORBEN, statt, wie es richtig heißen müsste, im Produktionsprozess (wertproduktiv) ANGEEIGNET (verkonsumiert) wird. Erworben wird nicht die lebedige Arbeit, sondern das recht, sie für die eigenen zwecke arbeiten zu lassen. Und bezahlt wird nicht deren Gebrauchswert sondern deren Tauschwert, also die im eingekauften Arbeitsvermögen bereits vergegenständlichte, „tote Arbeit“, die in die (Re-) Produktion der Lebensmittel zu verausgabben ist, die zur (Re-) Produktion des Lohnarbeitsvermögens von den Trägern dieses Gebrauchswertes bzw. dieser Ware (Gebrauchswert mit Tauschwert) im gesellschaftllchen Durchscchniitt eingekauft werden.
Lohnarbeit ist ein Gebrauchswert, der im Unterschied zu anderen völlig ungegenständlich ist.
Lohnarbeit ist alles andere als „ungegenständlich“, anders als beispielsweise der Gebrauchswert des wohligen Gefühls, einen Handcomputer der Marke Birne (oder ähnlich) zu besitzen.
Der Gebrauchswert ist kein Ding, keine Sache, sondern lediglich eine Potenz, die zukünftig Resultate hervorbringt.
Das gilt allerdings für ALLE Gebrauchswerte.
Lohnarbeit kommt nur zu sich durch Entäußerung,
Lohnarbeit kommt zu sich? Durch Entäußerung?
in dem Arbeitskraft Arbeit setzt und Wert bildet.
Welch ein Satz!
Es ist sodann die Lohnarbeit, wo der gekaufte Gebrauchswert, also die Arbeitskraft imstande ist, einen höheren Tauschwert zu lukrieren, als sie am Markt kostete.
Luktrieren ist österreichisch für Gewinn machen. Hochdeutsch gesprochen könnte der Satz heißen: Die von den Agenten des konstanten Kapitals eingekaufte Arbeitskraft hat für diese den Gebrauchswert, sie gewinnbringend (Tauschwertgewinn bringend) Gebrauchswerte für dritte herstellen zu lassen, den diese kaufen (gegen ihr Geld eintauschen) müssen, um über sie verfügen zu können.
Darin liegt das Rätsel des Mehrwerts. Angewandte Arbeitskraft, also Arbeit, ist ein Gebrauchswert, der ihrem Käufer mehr Wert bringt, als er dafür bezahlen musste.
Genau genommen ist Arbeit tauschwertproduktive Nutzung bzw. tauschwertproduktiver Verbrauch des Gebrauchswertes der Ware Arbeitskraft. Aber im Moment ihres Gebrauchs ist sie streng genommen keine Ware mehr.
Freilich würde er jene auch nicht kaufen, sofern sie dieses Surplus nicht liefern könnte. Ohne Mehrwert ließe sich der Wert nicht verwerten, wäre Profit eine Unmöglichkeit.
„Das Produkt oder der Wert des Produkts der Arbeit gehört nicht dem Arbeiter. Ein bestimmtes Quantum lebendiger Arbeit kommandiert nicht dasselbe Quantum vergegenständlichter Arbeit, oder ein bestimmtes Quantum in Ware vergegenständlichter Arbeit kommandiert ein größres Quantum lebendiger Arbeit, als in der Ware selbst enthalten ist.“ (MEW 26.1, S. 43)
Über den Geldbesitzer, den Kapitalisten, der Arbeitsvermögen einzukaufen versteht, heißt es:
„Er kauft auch Ware, aber Ware, deren Gebrauchswerte von der lebendigen Arbeit konsumiert, als Faktoren des Arbeitsprozesses konsumiert werden sollen, teils Gebrauchswerte, die das Arbeitsmaterial und damit das Element eines höheren Gebrauchswertes bilden sollen, teils Arbeitsmittel, die der Einwirkung der Arbeit auf das Arbeitsmaterial als Leiter dienen. Waren – hier zunächst die Gebrauchswerte der Waren – so im Arbeitsprozess konsumieren heißt, sie produktiv konsumieren, nämlich nur aufzehren als Mittel oder Gegenstand, durch die und in denen die Arbeit einen höhern Gebrauchswert schafft. Es ist die industrielle Konsumtion von Waren (Gebrauchswerten).“ (MEW 43, S. 53)
„Im Arbeitsprozess werden die Produkte des früheren Arbeitsprozesses, Arbeitsmaterial und Arbeitsmittel, gleichsam von den toten auferweckt. Sie werden nur wirkliche Gebrauchswerte, indem sie als Faktoren in den Arbeitsprozess eingehn, wirken nur als Gebrauchswerte in ihm und werden nur durch ihn der Auflösung in dem allgemeinen Stoffwechsel entzogen, um im Produkt als Neubildung wiederzuerscheinen.“ (MEW 43, S. 58)
Und in den Grundrissen heißt es:
„Der einzige Unterschied von der vergegenständlichten Arbeit ist die nicht vergegenständlichte, sondern sich noch vergegenständlichende, die Arbeit als Subjektivität. Oder die vergegenständlichte, d.h. als räumlich vorhandne Arbeit kann auch als vergangne Arbeit der zeitlich vorhandnen entgegengestellt werden. Soweit sie zeitlich, als lebendig vorhanden sein soll, kann sie nur als lebendiges Subjekt vorhanden sein, in dem sie als Fähigkeit existiert, als Möglichkeit; als Arbeiter daher. Der einzige Gebrauchswert daher, der einen Gegensatz zum Kapital bilden kann, ist die Arbeit, und zwar wertschaffende, i. e. produktive Arbeit.“ (MEW 42, S. 197-198)
„Innerhalb des wirklichen Arbeitsprozesses selbst sind die Waren nur als Gebrauchswerte vorhanden, nicht als Tauschwerte; denn sie stehn der wirklichen lebendigen Arbeit nur als ihre Bedingungen, als Mittel ihrer Verwirklichung gegenüber, als durch die Natur der Arbeit selbst bestimmte Faktoren, deren sie zur Verwirklichung in einem bestimmten Gebrauchswert bedarf.“ (MEW 43, S. 54)
So weit Marx so weit gut.
Franz Schandl:
Indes, wenn der Gebrauchswert der Arbeitskraft ein Schlüssel zur Akkumulation des Kapitals ist, dann ist dieser Gebrauchswert zentrale Konstituante und nicht einfach bloß vom Wert oktroyiert.
Was allerdings auch niemand behauptet.
Wenn gerade die Differenz zwischen Arbeitskraft und Arbeit, also zwischen einem Tauschwert und einem Gebrauchswert den Wert verwertet, also Mehrwert kreiert, dann ist der spezifische Charakter dieses Gebrauchswertes als der Ökonomie zugehörig schlagend. Was wiederum beweist, dass Wert und Gebrauchswert nur analytisch trennbar sind, keineswegs faktisch.
Hatten wir schon: Schandl mag offenbar keinen Unterschied entdecken zwischen
- allgemeiner Bestimmung von Gebrauchswert als etwas, von dessen Aneignung sich Menschen einen Nutzen versprechen,
- der Bestimmung von Gebrauchswerten von Waren im Allgemeinen als etwas, von dessen Aneignung sich Menschen einen Nutzen versprechen, über den sie aber nicht (legal) verfügen können, solange sie ihn nicht kaufen (gegen ihr Geld tauschen)
- der Aneignungsrealität des Gebrauchswert der spezifischen Ware Arbeitskraft im kapitalistischen Verwertungsprozess
Die Ware Arbeitskraft ist auch nicht gleich Tauschwert. Sie ist bzw. hat wie jede Ware (Tausch-) Wert und Gebrauchswert. Und wie bei jeder Ware besteht der Gebrauchswert für den Verkäufer in der Möglichkeit, sich seinem Tauschwert anzueignen und für den Käufer, in der Möglichkeit, über den potenziellen Nutzen tatsächlich verfügen zu können, der in diesem spezifischen Fall darin besteht, durch die Herstellung von Gebrauchswert für Dritte aus Tauschwertbesitz mehr Tauschwertbesitz zu machen.
Kurzum:
„Ein Gebrauchswert überhaupt erscheint
[in diesen spezifischen Fall]
als Produkt des Arbeitsprozesses.“ (MEW 43, S. 55)
Falls dem so ist und wir es mit einer kapitalistischen Warenproduktion zu tun haben, dann ist dieser Gebrauchswert eindeutig formbestimmt.
Der Gebrauchswert des Lohnarbeitsvermögens teilt sich sogar wie bei allen Waren in zwei gegensätzliche Gebrauchswerte, die in diesem spezifischen Fall gar einen spezifischen Klassencharakter haben.
Die Diskussion darüber, was hier von Haltbarkeit ist und was nicht, müsste im Sinne von Rosdolskys Scheidung in einen esoterischen und einen exoterischen Marx aber erst geleistet werden.
Dahindurch muss ich mich dann wohl auch noch quälen.
Eine kleine Pointe sei noch erlaubt. In einem Brief an Friedrich Engels aus dem Jahr 1877, wo Marx einen seiner Kritiker zitiert und geißelt, heißt es:
„Auch mit dem großen Scharfsinn, wie er Marx zu Gebote steht, lässt sich die Aufgabe nicht lösen, ‚Gebrauchswerte‘“ (Das Vieh vergisst, dass von „Waren“ die Rede ist), „d.h. Träger für Genüsse usw. auf ihr Gegenteil, auf Quantitäten von Bemühungen, auf Opfer usw. zu ‚reduzieren‘.“ (Das Vieh glaubt, dass ich in der Wertgleichung die Gebrauchswerte auf Wert „reduzieren“ will.) „Das ist Substitution von Fremdartigem. Die Gleichsetzung verschiedenartiger Gebrauchswerte lässt sich nur erklären durch eine Reduktion derselben auf ein gemeinsames Gebrauchswertige.“ (MEW 34, S. 60-61)
Indes, das gemeinsame Gebrauchswertige, dass „das Vieh“ da einfordert, ist auch zweifellos gegeben: es liegt im Gebrauchswert Arbeit der Ware Arbeitskraft. Der grobe Spruch sollte die berechtigten Einwände des Kritikers nicht übertönen. So falsch liegt der nicht. Gerade mit dem Hinweis, dass das Vieh etwas vergisst, nämlich die Ware, gibt Marx dem Vieh recht.
Nein, Marx erkannte im Gegensatz zum Vieh, dass ihr Viehhüterbetrieb das Heu erst kaufen musste, das für das Vieh selbst natürlich keinen Tauschwert hat sondern ausschließlich Gebrauchswert, und dass das der Grund dafür sein mag, dass das Vieh ihm (also Marx) unterstellen würde, er hätte mit seinem Hinweis auf die Bedeutung des (Tausch-) Werts des Heus nicht an dessen Gebrauchswert gedacht und den Nutzen des Heus auf dessen Tauschwert reduziert. Deshalb betonte Marx noch einmal, dass die Voraussetzung dafür, dass Tauschwerte von Waren angeeignet und akkumuliert werden können, natürlich ist, dass sie Gebrauchswert für andere haben, oder genauer für die, die Willens und in der Lage sind, für die Möglichkeit, über diese zu verfügen, Geld zahlen – und zwar ganz egal, ob der Gebrauchswertträger Heu, Milch, Butter, Schlachtvieh oder das Vermögen von Mitmenschen ist, Vieh zu halten.
Marx erkannte selbstverständlich auch den Gebrauchswert, den das Vermögen eines Lohnarbeitsvermögenden, Vieh zu hüten, für den Viehhüterbetrieb hat, insofern dieser in der Lage ist, es einzukaufen und warenwertproduktiv zu konsumieren. Danach kann er über diesen spezifischen Gebrauchswert frei verfügen und ihn also produktiv konsumieren, sprich, er kann den Gebrauchswertträger für sich arbeiten lassen um am Ende neues Vieh bzw. deren Wachstum sowie Milch, Fleisch und Rohmaterial für Lederschuhe zu besitzen, also Gebrauchswerte für Dritte, die bereit und in der Lage sind, die so geschaffenen Gebrauchswertträger zu kaufen. Sie zahlen für den Gebrauchswert, den der gebrauchswertproduktive Konsum des Arbeitsvermögensträger geschaffen hat, oder genauer, sie zahlen (= tauschen ein Tauschwerttäquivalent) für das Recht, sich die Träger der von ihnen begehrten Gebrauchswerte (deren Nutzpotenzial) aneignen, d.h. ihn konsumieren zu können. Das heißt, dass sie deren Tauschwert zahlen, das heißt, sie tauschen die von ihnen begehrten Gebrauchswertträger (Butter, Milch etc) entsprechend ihres (Tausch-) Wertes gegen Geld. Damit kann der im Produktionsprozess mit Hilfe der „lebendigen Arbei“ angelegte Zuwachs an Tauschwertbesitz realisiert werden. Dabei wird auch die einst für das Heu, Stallungen, neues Mastvieh usw. verausgabte, in der Weise vergegenständlichte, nun tote Arbeit und damit deren (Tausch-) Wert zu neuem Leben erweckt – im Tauschwert des mit der lebendigen Arbeit neu zugesetzten Gebtrauchswert.
Oder in Marx Worten:
„Der Konsumtionsprozeß der Arbeitskraft ist zugleich der Produktionsprozeß von Ware und von Mehrwert. Die Konsumtion der Arbeitskraft, gleich der Konsumtion jeder andren Ware, vollzieht sich außerhalb des Markts oder der Zirkulationssphäre. Diese geräuschvolle, auf der Oberfläche hausende und aller Augen zugängliche Sphäre verlassen wir daher, zusammen mit Geldbesitzer und Arbeitskraftbesitzer, um beiden
nachzufolgen in die verborgne Stätte der Produktion, an deren Schwelle zu lesen steht: No admittance except on business.Hier wird sich zeigen, nicht nur wie das Kapital produziert, sondern auch wie man es selbst produziert, das Kapital. Das Geheimnis der Plusmacherei muß sich endlich enthüllen. Die Sphäre der Zirkulation oder des Warenaustausches, innerhalb deren Schranken Kauf und Verkauf der Arbeitskraft sich bewegt, war in der Tat ein wahres Eden der angebornen Menschenrechte. Was allein hier herrscht, ist Freiheit, Gleichheit, Eigentum und Bentham.
Freiheit! Denn Käufer und Verkäufer einer Ware, z.B. der Arbeitskraft, sind nur durch ihren freien Willen bestimmt. Sie kontrahieren als freie, rechtlich ebenbürtige Personen. Der Kontrakt ist das Endresultat, worin sich ihre Willen einen gemeinsamen Rechtsausdruck geben.
Gleichheit! Denn sie beziehen sich nur als Warenbesitzer aufeinander und tauschen Äquivalent für Äquivalent.
Eigentum! Denn jeder verfügt nur über das Seine.
Bentham! Denn jedem von den beiden ist es nur um sich zu tun. Die einzige Macht, die sie zusammen und in ein Verhältnis bringt, ist die ihres Eigennutzes, ihres Sondervorteils, ihrer Privatinteressen. Und eben weil so jeder nur für
sich und keiner für den andren kehrt, vollbringen alle infolge einer prästabilierten Harmonie der Dinge oder unter den Auspizien einer allpfiffigen Vorsehung, nur
das Werk ihres wechselseitigen Vorteils, des Gemeinnutzens, des Gesamtinteresses.Beim Scheiden von dieser Sphäre der einfachen Zirkulation oder des Warenaustausches, woraus der Freihändler vulgaris Anschauungen, Begriffe und Maßstab für sein Urteil über die Gesellschaft des Kapitals und der Lohnarbeit entlehnt, verwandelt sich, so scheint es, schon in etwas die Physiognomie unsrer dramatis personae. Der ehemalige Geldbesitzer schreitet voran als Kapitalist, der Arbeitskraftbesitzer folgt ihm nach als sein Arbeiter; der eine bedeutungsvoll schmunzelnd und geschäftseifrig, der andre
scheu, widerstrebsam, wie jemand, der seine eigne Haut zu Markt getragen und nun nichts andres zu erwarten hat als die – Gerberei.
Marx: Das Kapital, MEW Bd. 23, S. 189 – 191
Und nun? Mal schauen, was die anderen Beiträge zum Streifzügeschwerpunkt „Gebrauchswert“ zu bieten haben.
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