Traum und Wirklichkeit

Manchmal scheitere ich in meinem Bemühen, herauszubekommen, was Marxisten meinen, wenn sie meinen, ihren Mitmenschen einen Gedanken von Marx nahe zu bringen.

So ist es auch in diesem Fall. In dem Marxjahr-Schwerpunktheft der Luxemburg 2/3 2017 zitiert Michael Brie auf S. 23: aus einem 1843 verfassten Brief von Marx an Arnold Ruge die folgende Passage:

Unser ganzer Zweck kann in nichts anderes bestehn, […] als dass die religiösen und politischen Fragen in die selbstbewusste menschliche Form gebracht werden. Unser Wahlspruch muss also sein: Reform des Bewusstseins nicht durch Dogmen, sondern durch Analysierung des mystischen, sich selbst unklaren Bewusstseins, trete es nun religiös, oder politisch auf. Es wird sich dann zeigen, dass die Welt längst den Traum von einer Sache besitzt, von der sie nur das Bewusstsein besitzen muss, um sie wirklich zu besitzen”

Marx, Brief an Anold Ruge, Kreuznach, September 1843, MEW 1 S. 343-246

Hier fällt natürlich auf, dass Marx zu der Zeit womöglich bereits vom Traum des Gedanken erfasst war, dass es darauf ankäme, die Welt zu verändern, und  das Marx bereits schwante, dass deren weltgemeinschaftliche Inbesitznahme nicht vom richtigen Bewusstsein geschafft werden kann (und dieses richtige Bewusstsein durch Analyse der weltlichen Beweggründe fürs Träumen zu erlangenen wäre), sondern dass die tatsächliche Möglichkeit geschaffen werden muss, die Geschicke der Welt öko-kommunistisch zu gestalten, aber dass Marx damals noch nicht so weit war, dies so zum Ausdruck zu bringen, also noch kein richtiges Bewusstsein der materiellen Voraussetzungen einer wirklichen Inbesitzname hatte.

Brie erklärt:

Dieses Bewusstsein von der Sache lag für Marx in der Untersuchung der realen Verhältnisse, in denen die Menschen ihr eigenes Bewusstsein hervorbringen. Dieses politische Ziel hat seine Analysen entscheidend geprägt.”

Dieses Bewusstsein? Das Bewusstsein, mit dem die Welt angeblich in Besitz genommen werden kann? Es liegt in der Untersuchung der realen Verhältnisse? Nicht vielleicht in den realen Verhältnissen verborgen? Als Keimform eines politischen Willens? Durch die realen Verhältnisse angetrieben?  Und von welchem politischen Ziel ist hier die Rede? Ich verstehe es nicht.

 

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