“Der Kommunismus ist für uns nicht ein Zustand, der hergestellt werden soll, ein Ideal, wonach die Wirklichkeit sich zu richten haben [wird]. Wir nennen Kommunismus die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt.”
Marx/Engels: Die deutsche Ideologie. MEW Bd. 3, S. 35
Wer sich (Öko-)Kommunismus/Sozialismus nicht als – notwendig widersprüchlichen – sozialen Prozess vorstellt, sondern als einen („reinen“) Zustand, der anzustreben ist, zieht leicht falsche Schlüsse aus der – natürlich richtigen – Erkenntnis, dass es kein richtiges Leben im falschen gibt. Tatsächlich ist es derzeit schlicht unmöglich, so zu leben, dass dies kein Mitwirken oder Leiden an inakzeptabler Ausbeutung und existenziell bedrohlichen Wechselwirkungen (wie dem anthropogenen Treibhauseffekt) ist. Nur wäre es besonders falsch, daraus zu schließen, dass es etwa falsch wäre, es sich möglichst gut gehen zu lassen, oder dass im falschen Leben kein Streben geben könne, das in die richtige Richtung geben könne.
Und es wäre auch falsch, nicht nach bereits möglichen und sich aufdrängenden Erkenntnissen und Vorstellungen über zukünftige Formen der Arbeitsteilung zu fragen, die (in zentralen Angelegenheiten) “richtiges Leben” ermöglichen.
Auch wenn das BE-WEGEN Ziel des Engagement ist, so ist klar, dass Art und Richtung des zu ebnenden Fortschritts nicht nur spontan eingeschlagen werden können, wenn man dabei nicht ganz falsch gehen will. (Zum Beispiel dürfte heute bereits auf der Hand liegen, dass eine Entscheidung darüber, zu welchem Zweck wo welches Holz entnommen wird, nicht länger davon abhängen kann, was unter Einschluss der Möglichkeit zum Raubbau den geringsten Arbeitsaufwand verlangt)
Vorausschau verlangt Rückblick und Kommunikation
Ohne die Vergegenwärtigung historischer Sackgassen des Fortschritt läuft „die wirkliche Bewegung, welche den jetzigen Zustand aufhebt“ in die Irre. Die Fähigkeit zur sozialen Gestaltung, also die wahrscheinlichen Folgen des eigenen Tuns – für sich und andere – gedanklich vorweg zu nehmen, ist nur eine Bedingung der Menschwerdung im Sinne von (mit-)menschlich werden und der Genese einer als solche handelnden Menschheit, (die eben auch weitgehend noch eine Utopie ist).
Notwendig ist auch die Ausbildung und Verallgemeinerung der Fähigkeit (und des Willens!) bzw. der Notwendigkeit, bei der vorausschauenden Bestimmung von Zwecken (und was an Schäden oder Risiken zu vermeiden ist), freiwillige Übereinkünfte im gegenseitigen Interesse zu treffen. Ohne dem wird jede normative Bestimmung des (Mit-) Menschlichen zum gruppenegomanischen Gestaltungswahn totalitärer Regime.
In dieser Hinsicht muss allzeit darüber gestritten werden, welche ideellen und materiellen Bedingungen des beim „jetzigen Zustand“ Falschlaufenden (und des Blödgelaufenen vergangener Zustände) in eine welche Richtung wie (und wie nicht!) “aufgehoben” werden sollen. (Im obigen Beispiel also die Preisbildung auf Basis von gesellschaftlich notwendigem Arbeitsaufwand unter sozial und ökologisch blinden Konkurrenz- oder Administrationsbedingungen) und welche Kooperationen kurz oder langfristig zur Erreichung eines bestimmten sozialen Zwecks eingegangen werden müssen.)
Ohne Entwicklung und Verallgemeinerung der Möglichkeit, Zwecke und Mittel menschlicher Existenzsicherung und Bereicherung, (den dafür aufzubringen Aufwand, die dabei in Kauf zu nehmenden Risiken und Schäden oder deren Vermeidung) mittels sozialer Übereinkommen mit zu bestimmen, wäre im Übrigen auch „Kritik der jetzigen Zustände“ sinnlos und selbst Teil des Problems „soziale Ohnmacht“ statt Element seiner Aufhebung zu sein.
Siehe auch Fetischbegriffe … 1.) Bedarfsgerechtigkeit!
hh
[…] Richtiges Streben im falschen Leben … […]
Was allerdings auch nicht so ganz stimmt, denn natürlich ist auch alles Streben vom DERZEIT möglichen bez. begrenzten Erkenntnisinteresse und dem dezeitigen (historisch begrenzten) Erkennenkönnen abhängig also spezifisch fehlerbehaftet. Was aber nun nicht bedeuteten kann, dass es falsch wäre nach einem Leben zu streben das „richtiges“ Leben möglich macht.
„Totalitär“ ist es im Übrigen nicht, ein Leben außerhalb des Doughnuts ganz und gar „falsch“ zu finden, sondern zu meinen, dass das Streben danach Unfehlbarkeit voraussetzt oder unfehlbar macht.
[…] hegelschen Idealismus (“nur das Ganze ist wahr”, was dann in Adornos “das Ganze ist falsch” mündete) nur auf die Füße […]